Digitale Wertschöpfung: Wachstumschance für die deutsche Industrie – Teil 1

Wer in Zukunft wachsen will, muss radikal digital denken. Wie simpel und revolutionär zugleich digitale Wertschöpfung funktioniert, zeigt der Kunst-, Video- und Spielemarkt bereits heute. Eine Chance für die Industrie, dieses Potenzial zu erkennen und neue, digitale Geschäftsmodelle aufzubauen.

Seit den 1990er Jahren, also seit damals, als der Siegeszug des PCs in Büroräumen seinen Anfang nahm, befinden wir uns in einem technologischen Wandel, der Schritt für Schritt alle Lebensbereiche unserer Gesellschaft erfasst. Der Stand der Digitalisierung in Deutschland lässt sich dennoch bestenfalls mit „Prädikat ausbaufähig“ beschreiben.

Das ist keineswegs verwunderlich. Über Jahrzehnte hinweg haben wir uns an unsere bewährte Art des Wertschöpfens gewöhnt und diese kontinuierlich perfektioniert. Doch wir befinden uns längst mitten im Übergang vom Industriezeitalter, das von analogen Technologien geprägt war, hin zum Zeitalter der digitalen Schöpfungskraft. Jetzt ist Mut gefragt, sich von „Altbewährtem“ zu lösen, digital zu denken.

Was kann digitale Wertschöpfung?

Fangen wir doch gleich mit einer radikalen Anwendung an: Ein Beispiel für digitale Werte aus der Technologiewelt sind sogenannte „Non-Fungible-Token“, kurz NFT. Dabei werden Eigentums-, Zugangs- oder Nutzungsrechte digital abgebildet. Im Handumdrehen ermöglicht es diese NFT-Technologie aus Daten digitale Vermögenswerte zu schaffen, indem Eigentumsverhältnisse eindeutig einem Datensatz zugeordnet werden.

Die Möglichkeiten digitale Vermögenswerte zu generieren sind dadurch nahezu unbegrenzt – Kunst, Videos, Musik, Text, Spiele, GIFs und sogar Memes. Kommt es zu Änderungen der Eigentumsverhältnisse, werden diese dauerhaft und sicher mithilfe der Blockchain dokumentiert. Wie in der realen Welt kann beispielsweise ein Bild zwar beliebig oft kopiert werden, das Original bleibt aber das Original – einmalig und nachweisbar.

In der Blockchain-Welt unterscheidet man grundlegend zwischen Tauschbarem (fungible) und Nichttauschbarem (non-fungible).

Als Prototyp für Tauschbares gilt z.B. eine reale Ein-Euro-Münze. Welche der vielen im Umlauf befindlichen Münzen ich besitze, spielt keine Rolle, denn der Wert ist immer gleich. Das digitale Gegenstück, Kryptowährungen wie Bitcoin & Co., sind ebenso austauschbar. Auch hier unterscheidet sich der nominelle Wert eines Bitcoins nicht von dem eines anderen.

Ganz anders sieht es zum Beispiel bei einem nach dem WM-Endspiel 2014 von Manuel Neuer persönlich signierten Fußball aus. Dieses Ereignis und die Signatur haben dem Ball eine Einzigartigkeit und damit auch seinen Wert verliehen. Hier spricht man demnach von nicht „fungibel“. Durch NFT’s kann man eine solche Wertgenerierung nun in die digitale Welt transferieren. Das Pendant zu Neuer’s Fußball wäre der erste Tweet von Twitter Gründer Jack Dorsey “just setting up my twttr”, der per NFT in einen einzigarten Wertgegenstand transferiert wurde und gehandelt werden kann. Mittlerweile mit einem Wert von über $2.9 Mio.

Neue Chancen für industrielle Wertschöpfung

Mit NFTs können Informationen nicht nur mit Datum und Uhrzeit versehen und ihrer jeweiligen Quelle zugeordnet, sondern auch an Dritte veräußert werden. So lassen sich etwa Meta-Datensätze, die in der Produktion gesammelt werden, gewinnbringend verkaufen. Beispielsweise können die Daten von Maschinenanwendern zum Trainieren von Algorithmen und Verhaltensmodellen genutzt werden, um Belastungsgrenzen von Maschinen entsprechend der tatsächlichen Nutzung anzupassen. Die Produktionsanlagen erledigen somit nicht mehr nur die physische Wertschöpfung, sondern übernehmen die digitale gleich mit.

All diese Möglichkeiten erweitern das Fundament unseres heutigen Wohlstands massiv. Im Moment besteht es im Wesentlichen aus der Innovationskraft der Stahl-, Chemie- und Automobilindustrie sowie des Maschinenbaus. In absehbarer Zeit wird die digitale Wertschöpfung jedoch den gleichen Stellenwert einnehmen wie die analoge.

Wenn wir uns diesen neuen Wertschöpfungsmöglichkeiten verschließen, riskieren wir, dass das Fundament unseres Wohlstands zu bröckeln beginnt. Im Silicon Valley ist die Redewendung „Software eats everything“ seit Jahren populär. Die Digitalisierung erfasst demnach alle Märkte –auch die verarbeitende Industrie. NFTs sind ein schönes Beispiel dafür, wie sich aktuell die Tür für eine Vielzahl von Anwendungen und neuen Geschäftsmodellen öffnet. Wir müssen nur hindurchgehen!

Wie genau sich die deutsche Industrie diese Chancen der digitalen Wertschöpfung zu Nutze machen kann, lesen Sie im zweiten Teil dieser Blogreihe.

 

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