Die Digitalisierung bekommt Rückenwind

Seit Wochen stellen wir fest, wie eine unerwartete und unkalkulierbare globale Pandemie binnen kürzester Zeit die Welt sowie unsere sozialen und wirtschaftlichen Gepflogenheiten auf den Kopf stellt.

Die Corona Pandemie als Chance

Der weltweite Handel erfährt einen drastischen Rückgang, Grenzen werden geschlossen, Unternehmen drosseln ihre Produktion, Lieferketten sind gestört, Bankgeschäfte und Handel sind großteils nur online möglich und aktuelle Kontaktbeschränkungen prägen den Alltag. Führende Volkswirtschaften sind unmittelbar betroffen und kämpfen mit allen Mitteln um die Eindämmung der Folgeschäden für Gesundheit und Wirtschaft. Gewiss ist diese Extremsituation temporär und eine schrittweise Erholung mit der Eindämmung der Pandemie naheliegend. Allerdings ist davon auszugehen, dass eine vollständige Rückkehr zu unseren alten Gewohnheiten kurz- bis mittelfristig unrealistisch sein wird. Wahrscheinlicher hingegen, dass wir nach dieser akuten Phase unsere Zeiteinteilung in „vor und nach Corona“ unterscheiden werden.

Die Bedeutung einer digitalen Infrastruktur

Mit Covid-19 und seinen globalen Folgewirkungen für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik stehen wir am Anfang eines Paradigmenwechsels, mit einer naheliegenden Prognose, dass sie die Dynamik der Digitalisierung beschleunigen wird.

Denn die Bedeutung einer digitalen Infrastruktur konnte uns nicht transparenter vor Augen geführt werden als durch die unmittelbaren Folgen von Covid-19: Derzeit finden Kommunikation und Austausch in Gesellschaft und Wirtschaft in großen Teilen virtuell statt, Home-Schooling ist das neue Bildungskonzept, Remote-Arbeit ist die neue Normalität und digitale Prozesse und Strukturen sichern die Aufrechthaltung wichtiger Funktionsbereiche in Unternehmen. Mit rasanter Geschwindigkeit versuchen wir unsere analogen Gewohnheiten nach Möglichkeiten durch digitale Alternativen zu ersetzen, u.a. einhergehend mit erstaunlichen Erkenntnissen und Beobachtungen:

  • Mitarbeiter brauchen keine monatelangen Changeprogramme um mit neuen Technologien und neuen Kollaborationstools umzugehen.
  • Die Produktivität bricht in agilen, remote-organisierten Teams nicht zusammen.
  • Auch unter extremen Bedingungen ist digitale Kreativität und Solidarität möglich. Mit digitalen Hackatons kommen bspw. an einem Wochenende 20.000 Freiwillige zusammen und identifizieren aus über 1.500 digitalen Projekten 20 konkrete Ideen im Kampf gegen das Virus.
  • Digitale Lösungen können die Herausforderungen der Krisenkommunikation und des -managements unterstützen. Prämierte digitale Projekte, die binnen weniger Tage unter der Schirmherrschaft der Bundesregierung konzipiert wurden, liefern gute Beispiele. So sollen etwa die Notruf-Hotlines entlastet und der Austausch zwischen Behörden und medizinischem Personal verbessert werden. Das Projekt „DEalog“soll die Kommunikation zwischen den Behörden und der Bevölkerung verbessern.  „IDA“ will die Kontakte zwischen Auslandsdeutschen und den konsularischen Vertretungen der Bundesrepublik etablieren und verstetigen.
  • Ideen wie „Digitale Wartezimmer“, welche die Terminvergaben bei Fachärzten optimieren, die digitale Steuerung von Angebot und Nachfrage von Medizinartikel oder die Verbesserung von Angeboten für 3D-Drucks, sind weitere Beispiele für konkrete digitale Lösungsansätze in Zeiten von Covid-19.

Die Herausforderung beherrschen

Es ist anzunehmen, dass viele weitere digitale Lösungen folgen werden, um die Beherrschung der aktuellen Herausforderungen voranzutreiben. Insbesondere im Hinblick auf den Fortbestand und die Stabilität der unternehmerischen Wertschöpfung werden wir beobachten, dass die Existenz digitaler Prozesse, Strukturen sowie Vertriebs- und Kommunikationskanäle (Omnikanalvertrieb) eine Senkung der Reibungsverluste und Anfälligkeiten zur Folge haben wird – oftmals einhergehend mit einer schnelleren Reaktions- und Anpassungsfähigkeit auf die abrupten Störungen und Restriktionen. Eine wichtige Rolle wird dabei auch das jeweilige Geschäftsmodell spielen: Je ausgeprägter die digitale Ausrichtung, umso resistenter wird sie gegen die Brüche in der gewohnten Wertschöpfung und den Vertriebswegen in der analogen Welt sein.

Ein weiterer und nicht zu unterschätzender Aspekt wird dabei auch die psychologische Komponente sein: Je schneller wir uns der neuen Realität anpassen, d.h. je digitaler wir aufgestellt sind und den Umgang mit den Werkzeugen lernen, umso einfacher fällt uns die Bewältigung der neuen Herausforderungen. Denn das Vorhandensein von digitalen Infrastrukturen und Alternativen gibt uns zumindest stückweit wieder die Kontrolle zurück, die wir dringend brauchen um handlungsfähig zu sein.

Digital gestärkt aus der Krise gehen

Noch können die wirtschaftlichen Folgen und Auswirkungen der Corona-Krise nicht vollumfänglich erfasst und beurteilt werden. Auch wenn der aktuelle Zustand vorübergehend sein wird, werden die Erfahrungen uns langfristig prägen – als Privatperson, Unternehmen, Institution und Regierung. Prioritäten werden sich verschieben, Anpassungs- und Adaptionsfähigkeit an dynamische Ereignisse werden einen anderen Stellenwert genießen, die Bedeutung einer umfassenden, gesamtwirtschaftlichen digitalen Infrastruktur wird systemrelevanter sein.

Die Fähigkeit, die digitale Transformation voranzutreiben, wird ein wesentlicher Bestandteil unserer Zukunftsstrategie sein. Wenn auch heute mit dem Blick auf die aktuellen Herausforderungen und betriebswirtschaftlichen Restriktionen schwer vorstellbar, wird diese Krise nach einer Phase des Schocks und der Umwälzung eine Phase der Transformation und des Wachstums einleiten.

Denn jede Krise – und Covid-19 macht hier keine Ausnahme – birgt Chancen für Entwicklung und Wachstum. Die aktuelle Situation wird eine Katalysatorwirkung für die digitale Transformation auf globaler Ebene auslösen. Ihre Notwendigkeit und Bedeutung wird wieder Raum für Innovation, Wachstum, Beschäftigung, Produktion, Konsum und Investition schaffen.

Leider wird dabei die Hoffnung auf eine self fulfilling prophecy keine realistische Option darstellen. Die konkrete Auseinandersetzung und Ausarbeitung eines Fahrplans zur Stabilisierung und Transformation wird eine zentrale und individuelle Arbeit sein, die jede Regierung, Branche und jedes Unternehmen aktiv zu gestalten hat.

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