Interkulturelle Abenteuer – drei ausländische Kollegen in Spanien

Bei GFT sind wir stolz darauf, einen wirklich globalen Ansatz zu leben. In Projekten, Teams und Abteilungen arbeiten wir über Städte, Grenzen und manchmal auch Zeitzonen hinweg. Damit das funktionieren kann, sind interkulturelle Kompetenzen sehr wichtig. Deshalb ermutigen wir Kollegen, die ein neues Abenteuer angehen und in einem anderen Land leben möchten. Ob das nun für ein paar Monate ist, wie im Falle unserer Studentin Hannah, für eine unvorhersehbare Zeit wie bei Dorota oder wie in Davids Fall für eine gefühlte halbe Ewigkeit – wir haben mit drei Mitarbeitern, die momentan in unserem Büro in Sant Cugat in der Nähe von Barcelona arbeiten, über ihre Erfahrungen gesprochen.

Das Interview über die interkulturellen Erfahrungen unserer Kollegen

Die Vorstellung

Vielen Dank, dass ihr euch Zeit für das Interview nehmt. Könnt ihr uns für den Anfang ein bisschen mehr über euch erzählen?

Hannah: Ich bin Hananh, 23 Jahre alt und aus Deutschland, genauer gesagt Berlin. Ich bin für ein Praktikum nach Stuttgart gezogen und habe dann ein Duales Studium bei GFT angefangen. Ich arbeite im Marketing, sowohl in Spanien als auch in Deutschland. Das ist klasse, weil ich Einblicke aus Ländersicht erhalte, aber auch die globale Perspektive habe.

Dorota: Ich bin Dorota aus Polen und arbeite schon sehr lange für GFT, habe sogar zwei Akquisitionen überlebt. Während meiner Zeit hier habe ich in Bereichen HR, Employer Branding und Kommunikation gearbeitet. Nachdem ich meinen spanischen Kollegen immer wieder bei Employer Branding Projekten geholfen habe, kam irgendwann die Idee auf, mich nach Spanien zu versetzen und der Länderchef und HR-Boss haben zugestimmt.

David: Mein Name ist David, ich arbeite in der Innovationsabteilung hier in Spanien. Ursprünglich bin ich aus England, aber ich bin schon seit fast elf Jahren hier. Bei GFT habe ich bereits viele verschiedene Dinge gemacht. Momentan fokussiere ich mich auf Blockchain Consultancy und andere Innovationsprodukte. Der Grund nach Spanien zu kommen war in meinem Fall nicht die Arbeit, sondern mein Privatleben. Meine Frau ist von hier und wollte in ihr Land zurückziehen. Aus diesem Blickwinkel war GFT ein Glücksfall, weil es dank des multikulturellen Ansatzes möglich war, auch hier zu arbeiten.

Die Gründe für das Ausland

Hannah, deine Entscheidung, ins Ausland zu gehen, hing mit deinem Studium zusammen, David, bei dir waren es private Gründe…

David: Genau. Wenn dein Partner aus einem anderen Land ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du auch mal ausprobieren wirst, in diesem anderen Land zu leben.

Dorota: In meinem Fall hing es damit zusammen, dass ich eine totale Veränderung in meinem Leben ersehnt habe. Ich hatte zum Zeitpunkt des Umzugs bereits 12 Jahre an einem Ort gewohnt und dachte, ich muss irgendwas ändern. Einen Monat, bevor ich das Angebot erhalten habe, bin ich längere Zeit durch Südamerika gereist. Ohne diesen Trip wäre ich vielleicht nicht bereit gewesen, aber dank der Reise war es fast ein einfacher Schritt und ich dachte mir: ja, jetzt ist die Zeit reif.

Die Vorbereitungen für das Ausland

Habt ihr die Sprache gelernt, bevor ihr umgezogen seid? Hattet ihr damit Schwierigkeiten?

David: Ich konnte die Sprache nicht. Daher habe ich – lustige Anekdote – einen Spanischkurs gemacht, bevor ich umgezogen bin. Dann war ich in Spanien und habe festgestellt, dass die meisten meiner Freunde und die Familie meiner Freundin Catalan sprechen… und gedacht, na klasse.

Dorota: Willkommen im Club!

David: Sechs Monate meines Lebens umsonst investiert. Natürlich nicht wirklich. Es ist toll, Spanisch zu können, weil ich jetzt Catalan und Spanisch spreche und letzteres für die Arbeit in GFT besonders wichtig ist. Es war also keine Zeitverschwendung, aber trotzdem eine interessante Erkenntnis.

Dorota: Ich erinnere mich daran, als ich nur ein paar Worte sprechen konnte und durch die Straßen gewandert bin und versucht habe, mir alles zu merken. Und irgendwann kam der Punkt, an dem ich beide Sprachen durcheinander gebracht habe. Mein Spanischlehrer meinte einmal zu mir: “Du weisst schon, dass du Catalan und Spanisch gerade zweimal in einem Satz vermischt hast?” Am Anfang passiert das häufig.

Habt ihr euch abgesehen von Sprachkursen irgendwie auf den Umzug vorbereitet?
David: Nein, ich habe alle meine Sachen zusammengepackt und bin einfach umgezogen.

Dorota: Ja, eine der großen Bereicherungen eines solchen Umzugs ist die Tatsache, dass man alle seine Sachen begutachten und aussortieren muss. Und man stellt plötzlich fest, dass man gar nicht so viel braucht.

David: Meine Frau und ich sind große Sammler – nicht in einer schlimmen Art, aber wir haben Briefmarken, Kunstwerke, das übliche… Die Phase, herauszufinden, was wir eigentlich wirklich benötigen und was nicht, haben wir also auch durchgemacht.

Die Herausforderungen im Ausland

Was war die größte Herausforderung? Gab es einen Punkt an dem ihr gedacht habt, okay… vielleicht will ich das doch alles gar nicht?

Dorota: Naja, ich bin alleine umgezogen, aber ich kannte einige Leute durch die Arbeit. Trotzdem gab es Zeiten, da habe ich die Sprache noch nicht richtig verstanden, konnte die Kultur und Verhaltensweisen noch nicht einordnen und habe mich ständig verlaufen. Ganz am Anfang hat man eine euphorische Phase, weil alles neu und toll ist. Das wird abgelöst von einer Phase, in der man noch nicht angekommen, die Euphorie aber verfolgen ist. Das kann frustrierend sein. Aber gleichzeitig waren für mich die positiven Seiten immer stärker.

Es steht und fällt wirklich mit der Sprache. In Polen habe ich auch auf Englisch gearbeitet, aber nicht jeden Tag und nicht die ganze Zeit. Hier waren es plötzlich 100 Prozent Arbeiten auf Englisch, meine Versuche, Spanisch zu lesen und gleichzeitig Catalan zu hören und zu verstehen. Die ersten paar Monate war ich jeden Abend wie gerädert. Die einzigen Momente zum Luft schnappen waren Telefonate mit meinen Freunden und meiner Familie, weil ich Gespräche ohne große Anstrengungen führen konnte.

Hannah: Am Anfang hatte ich etwas Angst, obwohl ich wusste, dass ich nur zwei Monate hier sein würde. Aber dann gab es wirklich keinen Moment, an dem ich Heimweh bekommen habe. Ich habe mich so gut aufgenommen gefühlt, dass ich momentan gar nicht mehr unbedingt zurück möchte. Die Kollegen und die Unternehmenskultur sind sehr ähnlich zu der in Deutschland. Cooperative und collaborative sind Werte, die wirklich gelebt werden.

David: Der einzige Moment, der wirklich schwer war, war, als ich plötzlich außerhalb des Sprachkurses, also im echten Leben, Spanisch sprechen sollte. Die Leute hier sprechen sehr schnell und haben natürlich nicht immer die Geduld, dich zu verstehen. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir öfters… Kann ich das wirklich? Vielleicht will ich da ja gar nicht durch. Als Kind kann tut man sich da nicht so schwer, man redet einfach darauf los. Als Erwachsener ist man sich seiner Fehler viel bewusster.

Dorota: Vor allem in der Arbeit. Man hat ein gewisses Bild von sich selber und wenn man dann in einer neuen Sprache in einem professionellen Umfeld einen guten Eindruck machen will, ist plötzlich die Sicherheit weg. Das frustriert. Aber dann gilt es einfach, den Stolz hinter sich zu lassen und unseren Wert „courageous“ zu leben.

Die Unterstützung von GFT

Wenn wir es schon von Unternehmenswerten haben: Hat GFT euch den Wechsel irgendwie erleichtert?

David: Ich habe all meine Kollegen gebeten, Spanisch oder katalanisch mit mir zu sprechen und versucht, nicht auf Englisch zu antworten. Insofern haben mir die Mitarbeiter sehr geholfen. Außerdem kann ich dank meiner Rolle viel nach London, also zurück nach Hause reisen, was großartig ist.

Hannah: Auch als Student haben mir die Kollegen Wertschätzung entgegengebracht, was wirklich toll ist. Ich habe Tipps bekommen, wo ich wohnen kann, welche Restaurants gut sind und wo es sich lohnt, auszugehen. Darüber hinaus habe ich von einem finanziellen Bonus profitiert, den man erhält. Man muss trotzdem vieles selbst organisieren, eine Wohnung, den Weg zur Arbeit und so weiter. Für mich war das Perfekt, weil ich Unterstützung hatte, aber auch Verantwortung übernehmen musste und wie wir alle wissen, wächst man mit seinen Aufgaben.

Dorota: Mir hat es am meisten geholfen, dass ich schon Leute kannte, mit denen ich arbeiten würde. Außerdem wurde mir eine Ansprechpartnerin für meine Fragen zugeteilt… und ich hatte viel Fragen. Ich habe außerdem ebenfalls einen Umzugsbonus erhalten, das war der offizielle Support. Am tollsten waren aber die Kollegen, auch in Polen. Eine Mitarbeiterin dort hat mir geholfen, eine Wohnung zu finden, was durch die Distanz echt schwierig ist. Sie hat in der Kaffeeküche gehört, dass ich auf der Suche bin und mir erzählt, dass sie zufällig jemanden kennt, der eine Wohnung vermietet.

Rückblickend gesehen: Wie lange hat es gedauert, bis ihr euch zuhause gefühlt habe?

Hannah: Ich wusste ja, dass ich nur zwei Monate hier sein würde, habe mich aber von Sekunden eins an zuhause gefühlt. Das mag natürlich anders sein, wenn man weiß, dass man dauerhaft bleibt.

Dorota: Das ist schwer zu beantworten. Aber ich glaube, Barcelona hat sich nach einem Jahr wie meine Stadt angefühlt. Dazwischen war es sehr komisch, weil man, wenn man in seine Heimatstadt zurückkehrt, nicht mehr wirklich zuhause ist und sich am neuen Ort noch nicht vollständig integriert fühlt. Aber das wird nach der Zeit immer besser und ab dem Zeitpunkt, an dem man die Sprache kann, fühlt man sich gleich viel mehr zuhause. Es ist nicht mehr alles anstrengend, sondern toll.

David: Ich bin auch durch die Phasen gegangen, die Dorota beschreibt. Sich nicht in seiner Heimatstadt daheim zu fühlen, ist gleichzeitig der Moment, in dem man merkt, das man jetzt woanders hingehört. Es gibt nicht wirklich den Zeutpunktt, an dem man denkt, “oh, hier bin ich zuhause”, sondern eher den “oh, hier nicht mehr.”

Die Veränderungen durch das interkulturelle Abenteuer

Hat euch dieses Abenteuer verändert?

Dorota: Absolut. Man verlässt seine Komfortzone komplett und befindet sich plötzlich auf einem anderen Gleis. Ich war plötzlich aufmerksamer, habe mich lebendiger gefühlt und mehr auf alles geachtet, das mir im täglichen Leben passiert. Das kann toll sein und hat mir persönlich dabei geholfen, geduldiger zu werden und das Leben mehr zu genießen.

David: Es ändern sich auch die kleinen Dinge: Als ich ankam, war ich zu jedem Meeting pünktlich, vielleicht sogar fünf Minuten zu früh und jetzt hat sich meine Einstellung dazu komplett geändert. Nicht nur bei GFT, auch in anderen Firmen scheint Pünktlichkeit hier einfach nicht den gleichen Stellenwert zu haben wie in Nordeuropa. Hier herrscht einfach eine andere Mentalität-. In London laufen die Leute auf der Straße beispielsweise auch viel schneller, weil sie größere Distanzen zurücklegen müssen und hier sind die Leute entspannt. Es sind die kleinen Dinge, die große Unterschiede machen.

Hannah: Das habe ich auch festgestellt und sogar schon nach zwei Monaten. Die Leute genießen das Leben mehr. Das möchte ich mir erhalten.

Wenn wir es schon von Pünktlichkeit und Stereotpyen haben. Habt ihr lustige Anekdoten?

Hannah: Es ist so schwer, sich ans Mittagessen um 15 Uhr zu gewöhnen!

David: Also ich bin jetzt elf Jahre hier und esse immer noch um 12 zu Mittag. Mir fällt keine spezielle Anekdote ein, aber als ich Spanisch gelernt habe, waren da all diese Momente, in denen ich etwas sagen wollte und etwas ganz Anderes dabei rauskam und ausgelacht wurde. Das passiert, man gewöhnt sich daran und lacht auch irgendwann mit.

Was ist euer Ratschlag an jemanden, der das gleiche vorhat wie ihr?

Dorota: Mach es dir selbst nicht so schwer. Du verläufst dich eventuell, weißt nicht, wie die Dinge funktionieren, wie man seine Steuererklärung macht… all die kleinen Dinge, die man eigentlich kann. Und man hat das Gefühl, als Erwachsener sollte man sie auch können, aber es erwarten einen täglich neue Überraschungen. Mein Tipp ist daher, tief ein- und auszuatmen. Und um Hilfe zu bitten. Ich bin sehr stolz, dass ich dieses Jahr meine eigene Steuererklärung machen konnte – auf Spanisch! Alles braucht seine Zeit. Es mag am Anfang furchteinflößend erscheinen, aber am Ende ist es eine inspirierende Erfahrung. Im schlimmsten Fall findet man raus, was man nicht will. Aber wenn man sie findet – die Dinge, die man will – dann könnte es nicht besser sein.

Vielen Dank für das Interview!

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