Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch

2019 steht im Zeichen der Künstlichen Intelligenz (KI), die Technologie genießt ungeteilte Aufmerksamkeit: Sie entspricht einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen, das in den kommenden Jahren einen wesentlichen Einfluss auf unseren Alltag, unser Arbeitsleben und unsere Wirtschaft haben wird. Dieses Potential, unklare Vorstellungen und Definitionen davon, was sie kann, und ob sie eine Chance oder Bedrohung ist, trägt dazu bei, dass die Technologie polarisiert wie kaum eine andere.

Doch was steckt konkret hinter KI und warum wetteifern nicht nur Unternehmen, sondern ganze Volkswirtschaften um die Gunst der Technologieführerschaft? Was sind realistische Lösungsansätze und Anwendungsfälle? Ein Blick hinter die Kulissen ist lohnenswert.

Volkswirtschaftliche Wettbewerbsvorteile durch Künstliche Intelligenz

KI steht heute im Mittelpunkt führender Technologieunternehmen wie Google, Apple und Alibaba, die bereits zweistellige Milliardensummen in die Entwicklung ihrer KI-Technologien investiert haben. Google-Chef Sundar Pichai bezeichnet seinen Konzern mittlerweile als „AI-first“-Unternehmen und zeigt damit, wie ernst sie es meinen. Kein Wunder: Laut Studien wächst der globale Markt für KI-basierte Dienstleistungen, Software und Hardware um bis zu 25 Prozent jährlich – auf rund 130 Milliarden Dollar bis 2025. Euphorie und Tatendrang kennzeichnen die Marktführer von Morgen, Zurückhaltung hingegen ist keine Option.

Nicht nur die Tech-Giganten, sondern auch viele Regierungen haben erkannt, dass KI auf dem internationalen Wettbewerbsmarkt ein wesentlicher Treiber für wirtschaftliche Attraktivität, Wohlstand und Wachstum ist. Länder wie USA und China arbeiten an Strategien, um die Förderung der Technologie zu unterstützen und die Attraktivität des Standortes für KI zu erhöhen. Auch für Deutschland stellt sie eine Spitzentechnologie dar, die für die internationale Wettbewerbsfähigkeit von besonderer Bedeutung ist. So will die Bundesregierung mit ihrer neuen nationalen KI-Strategie den Weg an die Weltspitze gehen. Artificial Intelligence (AI) made in Germany soll zum weltweit anerkannten Gütesiegel werden.

Entsprechend plant Deutschland, bis 2025 insgesamt drei Milliarden Euro in Künstliche Intelligenz zu investieren und 100 neue Professuren dafür zu schaffen. Pro Jahr wären das 500 Millionen Euro, mit denen Deutschland KI fördern will. Will man sich mit den großen Anwärtern wie den USA oder China messen, so stellen diese Investitionen im Vergleich eine mittlere Verhältnismäßigkeit dar. Der Wettbewerb um die Vorreiterschaft im Bereich der KI ist hart, eine gezielte Förderung der Entwicklungen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit unabdingbar. Die Fähigkeit, diese Innovationswelle als Volkswirtschaft mitzugestalten, wird die Technologieführer der Zukunft bestimmen.

Vielfalt und Heterogenität von KI – Diversität der Forschungsbereiche mit exponentiellem Wirkungsgrad

Sehen wir uns das Potential von KI also genauer an: Mit der Technologie geht im allgemeinen die Fähigkeit von Systemen einher, große Datenmengen anzunehmen, über programmierte Deep-Learning-Algorithmen daraus Schlüsse zu ziehen, Probleme zu lösen und zu lernen. Im Zeitalter der Digitalisierung entspricht KI einer Schlüsseltechnologie. Eine Heterogenität der Anwendungsmöglichkeiten und die damit einhergehende Vielfalt der Einsatzvarianten liegt somit in ihrer Natur. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz unterscheidet dabei 18 Forschungsbereiche und -gruppen als Teilbereiche von KI, darunter „erweiterte Realität“, „innovative Fabriksysteme“ oder „Speech and Language Technology“.

Diese Vielfalt zeigt einen kleinen Ausschnitt, welche Forschungsbereiche bereits heute mit KI möglich sind und welche Dynamik sie für Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft birgt. Die Multiplikatorwirkungen durch Einsatz, Anwendung und Kombination von KI-basierten Lösungen sind um ein Vielfaches größer. Laut Analysten wird KI ein größeres ökonomisches Potential auslösen als einst die Dampfmaschine bewirkt hat.

Anwendungsfelder der Künstlichen Intelligenz

Die Diversität von KI-Technologien und Varianten erlaubt eine industrie- und branchenübergreifende Übertragbarkeit. Mögliche Anwendungsfelder sind laut dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz beispielsweise Industrie 4.0, Gesundheit und Medizin, Umwelt und Energie, aber auch die Finanzwirtschaft.

In der Praxis gibt es zahlreiche Beispiele wie der Einsatz von KI aussehen kann. Ob autonomes Fahren, Weltraumroboter in der Sahara, Chatbot-Technologien im Kundenservice oder robotergestützte Softwareprogramme in der Prozessbearbeitung – die Bandbreite der Anwendungsmöglichkeiten ist groß.

Auch in der Finanzindustrie ergeben sich neue Möglichkeiten für den Einsatz von KI. Mit robotergestützten Technologien kann beispielsweise die automatisierte Ausführung von manuellen, repetitiven Arbeitsprozessen durch Einsatz sog. Robotic Process Autoamation (RPA) Technologien zu spürbaren Effizienzvorteilen führen. Insbesondere Finanz- und Kreditinstitute, die eine hohe Quote an regelbasierten, wiederkehrenden und standardisierbaren Prozessen haben, können den hohen Ressourceneinsatz durch Automatisierung minimieren. Ob Service- oder Transaktionsanfragen, klassische Workflow-Prozesse im Karten- und Kreditkartengeschäft oder regulatorische Prozessrichtlinien: Mit RPA-Technologien sind vielfältige Szenarien zur Erhöhung von Qualität und Produktivität möglich und schnell identifiziert. Ein Einsatz entlastet Mitarbeiter von repetitiven Arbeiten und führt zu freien Ressourcen, die für eine höhere wertschöpfende Tätigkeit zur Verfügung stehen.

Qualifizierte Beratung, schnelle Serviceabwicklung und ein hochwertiger Kundenservice sind in der Customer Journey von Bankkunden neuralgische Punkte der Kundenbeziehung. Der Einsatz von BOT-Technologien auf Basis von KI kann hier eine positive Hebelwirkung auslösen. Chatbots dienen dabei nicht nur dazu, die digitale Kommunikation zum Kunden zu gewährleisten. Ihr gezielter Einsatz kann die Kunde-Bank-Beziehung, die heute kaum noch über einen rudimentär erfolgenden Filialbesuch gepflegt werden kann, auf ein neues Niveau heben. Durch differenzierte algorithmische und kognitive Fähigkeiten von KI-Systemen stellen sie nicht nur zeit- und ortsunabhängig den Kundenkontakt zur Bank her, sondern erleichtern auch die Entscheidungsfindung und Ausführung von Finanzaktivitäten. Der Einsatz erhöht die Transparenz, fördert das positive Kundenerlebnis und entlastet Finanzinstitute von hohen Transaktions- und Serviceabwicklungskosten, die zu spürbaren Produktivitätsvorteilen führen. Dabei beschränkt sich der Effekt nicht nur auf die schnelle Ausführung von Serviceanfragen, sondern ermöglicht auch durch selbstlernende Systeme eine antizipierte und personalisierte Ansprache und Service.

Unter dem Schlagwort „Kognitives Banking“ kann das gesamte Ökosystem des Banking auf ein neues, digitalisiertes Niveau transformiert werden. Große Datenmengen die in Banksystemen vorhanden sind, können als Algorithmus herangezogen, analysiert, bewertet und kombiniert mit der Fähigkeit selbstlernender Systeme zu völlig neuen Geschäftsprozessen, personalisierten Angeboten und Produkten sowie operationaler Exzellenz in der Ausführung sämtlicher Wertschöpfungsaktivitäten führen. Banken haben mit dieser Technologie nicht nur die Möglichkeit, durch Analyse, Kombination und Auswertung von Daten, die Customer Journey proaktiv mitzugestalten, sondern auch durch Verfügbarkeit von Echtzeit bzw. Nahzeitdaten Informationen zu interpretieren, die eine personalisierte und individuelle Ansprache und Angebot von Bankdienstleistungen ermöglichen. Basis für diese Technologie sind Machine Learning, Deep Learning und NLP-basierte KI-Anwendungen, die die Grenzen des heutigen Bankings neu definieren.

GFT unterstützt diese Transformation als strategischer Technologiepartner mit einer gezielten Ausrichtung: Augmented Banking, Open Banking, Cognitive Banking und Automation Banking sind die exponentiellen Digitalstrategien der GFT, um den Wandel aktiv mitzugestalten. Gemeinsam mit Kunden identifiziert GFT strategische Bereiche der Customer Journey, die konkret genutzt werden können, um die vier Schlüsselbereiche des Bankbetriebs zu transformieren – und zwar die Kundenerfahrung, die offene Organisation, das Datenmanagement sowie die Prozessoptimierung. Unser  Cognitive-Banking-Ansatz ermöglicht es Banken, Lösungen basierend auf künstlicher Intelligenz einzusetzen. Als Teil dieser Säule hat GFT auf Basis aktueller Deep-Learning-Technologien Chatbots und Robo Advisors sowie Lösungen für das kognitive Account-Management großer Banken entwickelt. So wie das Internet in den 90ern nicht nur den Austausch von Informationen ermöglicht, sondern auch die Entstehung neuer Geschäftsmodelle, digitaler Marktplätze und sozialer Netzwerke gefördert hat, stehen mit kognitiven Technologien dem Banking völlig neuartige Einsatzmöglichkeiten bevor. Was heute noch die Vorstellungskraft herausfordert, wird in zwei Jahren bereits gelebte Realität sein. Für GFT ist klar, dass ein Wettbewerbsvorsprung in Bereich der KI vor allem durch den Einsatz und die Umsetzung neuer Technologien in greifbare Use Cases gelingen wird.

Künstliche Intelligenz – ein Ausblick

Jede neue Innovation geht neben einer euphorischen Aufbruchsstimmung auch mit gefühlten Gefahren einher. Die Befürchtung, dass mit KI-basierten Technologien Arbeitsplätze gefährdet sind, gehört zu den häufigsten. Wie bei jedem Strukturwandel in der Wirtschaftsgeschichte (Dampfmaschine, Elektrizität, Informationstechnologie) erzeugt dieses Phänomen natürlich auch einen Umbruch in der Arbeitswelt. Sie birgt jedoch auch die Chance für höhere Produktivität und Effizienz, sowie das Entstehen neuer Wachstumspotentiale und Wirkungsbereiche. Ein Negieren führt lediglich dazu, dass der Standort an internationaler Wettbewerbsfähigkeit einbüßt und elementare Wohlstandseffekte verliert. Umso wichtiger ist es für den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Unternehmen, an dieser Entwicklung teilzuhaben und die entsprechenden Weichen zu stellen.

Für Unternehmen und Finanzinstitute impliziert es neben einem hohen Entwicklungspotential vor allem Veränderung, Anpassung aber auch Chancen. Mit Hilfe von KI entstehen neue Geschäftsmodelle, die neues Wachstum und Ertrag ermöglichen. Die Integration künstlicher Intelligenz in Kernprozesse der Unternehmen erhöht die Produktivität und Effizienz und räumt Wettbewerbsvorteile ein. Gemäß des Prinzips „Kill your business before it kills you“ wird ein aktives Vorgehen durch Adaption und Anpassung von KI-basierten Technologien unumgänglich sein, um die Zukunftsfähigkeit der unternehmerischen Existenz zu sichern.



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