Mittelstand verliert wertvolle Zeit bei der Digitalisierung

Der Mittelstand hat die Chancen der Digitalisierung erkannt, zögert aber mit der Umsetzung. Die Schnelllebigkeit der Märkte und der steigende Druck auf traditionelle Geschäftsmodelle stellen eine große Herausforderung dar. Zudem wird der Transformationsprozess von der Sorge um die Datensicherheit verlangsamt. Das Thema „Smart Data“ spielt bisher kaum eine Rolle: Nicht einmal jede zehnte Firma aus dem Industrie- oder Dienstleistungsbereich erfasst laut einer aktuellen Studie systematisch alle Daten, um sie zu analysieren und zu verwerten.* KMU, die nicht Gefahr laufen wollen, von digitalaffinen Wettbewerbern ausgebremst zu werden, sollten jetzt in ihre digitale Zukunft investieren.

Momentan freut sich der Mittelstand über prall gefüllte Auftragsbücher. Die Geschäfte mit technologisch anspruchsvollen und qualitativ hochwertigen Produkten laufen glänzend. Doch ob diese Erfolgsbilanz noch in einigen Jahren Bestand haben wird, ist fraglich: Zu viele Firmenlenker betrachten die Digitalisierung als ein Thema unter vielen. Lediglich 19 Prozent der Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern gaben in einer Bitkom-Umfrage** an, dass sie in die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle investieren wollen. Bei den Firmen mit bis zu 499 Angestellten sah es nicht viel besser aus (25 Prozent). Keine Frage: Der Mittelstand steht am Scheideweg und läuft Gefahr, seine Zukunft zu verspielen. Dass sich mehr als die Hälfte der Entscheider als „digitale Nachzügler“ outen, passt da bestens ins Bild.

Als Begründung für ihre Zögerlichkeit führen die Verantwortlichen an, dass es ihnen an finanziellen Ressourcen oder Zeit für die Digitalisierung fehlt. Vermutlich spielen aber auch kulturelle Fragen eine Rolle: Die über mehr als 100 Jahre gewachsene Ökonomie in Deutschland erschwert die Entwicklung neuartiger Produkte oder Dienstleistungen. Disruptive Innovationen setzen den Mut voraus, sich selbst zu kannibalisieren, bevor es andere tun – ein unwägbares Risiko in den Augen vieler Firmenchefs. Dabei lehrt die Geschichte, dass epochale Innovationen häufig nicht von etablierten Unternehmen stammen. So hat nicht etwa ein Kutschenbauer das erste Automobil auf vier Räder gestellt, sondern ein findiger Konstrukteur aus dem Schwäbischen. Der Disruptor, der die Nachfrage nach Pferdekutschen einbrechen ließ, kam also von außen.

Gute Voraussetzungen für den Einstieg

Der Mittelstand sollte sich bei der Digitalisierung auf seine klassischen Stärken besinnen, beispielsweise den Pioniergeist. Ein Vorteil ist auch die überschaubare Unternehmensgröße, weil sie den aktiven Austausch zwischen den Abteilungen erleichtert. Dazu kommt die Tatsache, dass viele KMU tief in ihrer Region verwurzelt sind und derart enge Beziehungen zu den Kunden und Lieferanten pflegen, dass möglicherweise im Team digitale Projekte angestoßen oder Geschäftsmodelle entwickelt werden können. Denn eines steht fest: Das Business von morgen wird maßgeblich von digitalen Dienstleistungen bestimmt werden – auch wenn mancher Entscheider insgeheim hofft, mit der Einstellung von ein paar Software- oder App-Entwicklern sei der Weg zur Digital Company geebnet. Doch da lauert eine weitere Hürde: IT-Fachkräfte werden in Deutschland quer durch alle Branchen gesucht. Ungefähr 82.000 Stellen sind momentan unbesetzt – mehr als jemals zuvor. Die Chancen, ein Programmiertalent in die deutsche Provinz zu locken, stehen schlecht. Wer die Digitalisierung mit einem erfahrenen IT-Partner wie der GFT angeht, ist diese Sorge los: Rund 2900 Software-Experten im ESEC (European Software Engineering Center) sowie weitere rund 1000 Software-Experten im ASEC (Americas Software Engineering Center) können jedes Digitalisierungsvorhaben umsetzen.

In einer konjunkturell guten Phase wie derzeit sollte der Mittelstand alles daransetzen, die eigene Agilität, Geschwindigkeit und Innovationsfähigkeit zu verbessern. Begriffe wie „Internet of Things“, „Cloud“ oder „Künstliche Intelligenz“ sind längst keine Buzzwörter für Computerfreaks mehr, sondern Technologien, die über die künftige Marktstärke bestimmen. Mit den gewonnenen Daten lassen sich präventive Maßnahmen durchführen, Ressourcen effizienter einsetzen und Prozesse optimieren. Bekannte Beispiele sind intelligente Trackingsysteme bei Logistikunternehmen, automatisierte Fehlermeldungen in der Maschinenwartung oder automatisierte Produktionsabläufe in der Autoindustrie.

Besonders die Vernetzung im „Internet of Things“ eröffnet die Möglichkeit, Informationen aus allen Unternehmensbereichen in Echtzeit zu sammeln und völlig neue Geschäftsansätze zu entwickeln. Daten gelten als wertvollster Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Vergolden lassen sie sich jedoch nur mit professionellem IT-Know-how.


Mehr zum neuen GFT Segment „Industrie“ finden Sie auf unserer Website und in den Beiträgen unserer Industrie-Serie auf diesem Blog.

 

*Quelle: Commerzbank

**Quelle: BITKOM

Comment Area

  1. Marcus Schäfer20/12/2018

    Hallo Michael,

    das mit den kulturellen Fragen kann ich nur bestätigen. Vor allem die IT Fraktion um die ‘alten’ Legacy Anwendungen verteidigen Ihre Besitztümer vehement und verhindern dadurch mutige und konsequente Entscheidungen.
    Genau dazu hatte ich Gestern einen Kundentermin zu RPA, bei dem genau diese Denke wieder aufkam.

    Grüße
    Marcus

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