Plattformökonomien in der Bankenwelt – neue Geschäftsmodelle der Zukunft?

Die Metamorphose des Bankings

„Banking is necessary, banks are not“ – mit diesem Spruch hatte Bill Gates vor 25 Jahren Banken die Apokalypse vorausgesagt und ihre Rolle als primäre Finanzintermediäre provokativ in Frage gestellt.

Auch wenn sich diese Prophezeihung nicht bewahrheitet hat, ist in der Bankenwelt seit dem viel passiert. Neue Technologien und digitale Herausforderungen haben neue Maßstäbe gesetzt und die klassische Kunde-Bank-Beziehung in seinen Fundamenten verändert. Die Kundenreise (Customer Journey) bei der Information, Beratung und dem Abschluss von Finanzgeschäften ist heute multidimensional und fragmentiert. Die klassische Bankfiliale ist nicht mehr der einzige Dreh- und Angelpunkt für Bankgeschäfte. Traditionelle Finanzinstitute teilen sich Marktanteile mit Technologieunternehmen und die Rolle der Regulatorik ist ein wesentlicher Treiber für die Ressourcenallokation der Banken. Heute konkurrieren Banken gemeinsam mit Paypal (Ebay), Amazon und Alibaba um die Gunst der Kunden und der Wettbewerbsmarkt ist um ein vielfaches heterogener als in den 90ern von Bill Gates.

Die Entstehung neuer Geschäftsmodelle auf Basis neuer Technologien und neuer Player stellt lediglich eine logische Konsequenz dar, die nicht nur Herausforderungen sondern auch Chancen für Banken und das neue Banking impliziert. Die Rede ist von Plattformökonomien und die Entstehung von neuen Ökosystemen die das Banking der Zukunft verändern.

Geschäftsmodelle der digitalen Zukunft – Plattformökonomien und digitale Ökosysteme

Plattformen wie Amazon, Facebook, Google oder Alibaba haben sich zu zentralen Geschäftsmodellen der digitalen Zukunft entwickelt. Interessant ist insbesondere wie sie durch die Veränderung der Intermediation zwischen Angebot und Nachfrage komplett neue Strukturen und Regeln sowie Ökosysteme für das Zeitalter der Digitalisierung schaffen, die zur Vergrößerung bestehender bzw. Entstehung neuer Märkte führen. Auch in der Finanzwelt gewinnen diese Unternehmen immer mehr an Bedeutung, da hier eine hohe Attraktivität für Wachstum und Ertrag erwartet wird. Entsprechend stellt für viele Plattformbetreiber das Angebot eigener Transaktions- und Finanzdienstleistungen ein zusätzliches Geschäfts- und Ertragsfeld dar, so dass sie ihre große Kunden- bzw. Benutzerreichweite auch zum Vertrieb eigener Finanzdienste heranziehen. Ihre Agilität und Anpassungsgeschwindigkeit für digitale Finanzangebote übertrifft oftmals die Reaktionsmöglichkeit klassischer Finanzinstitute und ist für sie eine ernstzunehmende Herausforderung. Was machen sie aber anders?

Das Prinzip lässt sich von traditionellen Ökosystemen wie folgt abgrenzen:

Plattformen als zentrales Geschäftsmodell der digitalen Ökonomie ersetzen die „unsichtbare Hand des Marktes“ als Organisationsprinzip, indem sich Unternehmen als Vermittler zwischen Anbieter und Nachfrager positionieren und als sog. „Matchmaker“ agieren ohne dabei zwingend im klassischen Sinne als Produktanbieter auftreten zu müssen. Im übertragenen Sinne schaffen sie neue Marktplätze, neue Inhalte, die durch interaktiven Austausch das Suchen, Finden, Verhandeln und Kaufen von Waren, Dienstleistungen und Informationen digitalisieren und somit im Wesen verändern. Plattformbetreiber erhöhen damit die Transparenz für Konsumenten und Produzenten (inkl. Firmenkunden) durch das Angebot zielgerichteter Inhalte und führen zu einer drastischen Senkung der Transaktionskosten. Das führt widerum zu hoher Beliebtheit beim Verbraucher und bei Unternehmen und sorgt gleichzeitig für hohe Erfträge und Renditen bei den Plattformbetreibern.

Erfolgsfaktoren von Plattformen:

  • Hohe Skalierbarkeit digitaler Plattformen
  • Wissensvorsprung durch Daten
  • Verkürzte Wertschöpfungsketten
  • Geringe Transaktionskosten
  • Hohe Transparenz
  • Direkter Kundenzugang mit hohen Reichweiten
  • Vernetzte Kundenbeziehungen
  • Zugang zu Kunden und Daten liefert den Erfolg!

Ein neues Ökosystem, das mit den technologischen Möglichkeiten der Digitalisierung enstanden ist, setzt somit neue Kräfte frei und ändert die Spielregeln des Marktes für Finanzdienstleistungen.

Was heißt das für Banken – was passiert, wenn nichts passiert?

Für klassische Banken stellt die Digitalisierung eine drastische Veränderung des Geschäftsmodells dar, die zwar ihre Rolle als Finanzintermediär nicht völlig aushöhlt, jedoch viele Funktionen durch sog. Nonbanks substituierbar macht.

Ob im Zahlungsverkehr, im Kredit- oder Kartengeschäft und diversen anderen Geschäftsfeldern – bereits heute sieht man in vielfacher Ausführung wie die großen Plattformanbieter sich im Finanzmarkt ausdehnen und als ernstzunehmende Wettbewerber positionieren. Entsprechend müssen sich klassische Finanzdienstleister im harten Wettbewerb mit den Giganten wie Amazon, Google und Co. messen, um weiterhin durch das Anbieten zielgerichteter Inhalte als attraktiver Anbieter zu erscheinen. Die ersteren verfügen zudem über eine viel größere Kundenreichweite, eine komplette digitale Infrastruktur und eine hohe technologische Umsetzungsgeschwindigkeit, die den Wettbewerb für Banken nicht gerade einfacher macht. Die Gefahr des zunehmenden Verlustes der Kundenbeziehung ist durchaus real und auf lange sich ist eine Marktverdrängung durch intensiven Wettbewerbsdruck für viele Institute nicht auszuschließen. Neue Geschäftsmodelle für mehr Wachstum und Ertrag müssen her! Doch wie können diese für Banken aussehen?

Open Banking und Banking as a Service – digitale Geschäftsmodelle der Zukunft

Neue Ertragsquellen auf Basis neuer Geschäftsmodelle sichern die Wettbewerbsfähigkeit von Banken. Eine digitales Wirtschaften erfordert ein digitales Banking und entsprechende Innovationen auf der strategischen Ebene. Denn Geschäftsmodelinnovationen haben eine viel höhere wirtschaftliche Hebelwirkung als reine Produktinnovation und bieten eine besondere Attraktivität für Wachstum und Ertrag. Und hier setzt auch die Notwendigkeit für eine aktive Plattformstrategie an: Schaffen es Finanzinstitute eine Geschäftsmodellinnovation auf Basis von Plattformen zu bilden, die über das heutige, klassische Bankengeschäft hinausgeht, additive Mehrwerte schafft und die Hausbankfunktion neu definiert, so können Banken auf Augenhöhe mit Plattformanbietern konkurrieren. Eine Lösung bietet das Prinzip Open Banking und Bank-as-a-Service.

Open Banking und Banking as a Service bilden die Basis für eine digitale Plattformstrategie der Finanzinstitute. Dieses Modell erweitert die Funktion der Banken als Finanzintermediär um die Rolle des Plattformintermediärs und schafft eine neue Grundlage für ein diversifiziertes Dienstleistungsportfolio und neue Ertragsmöglichkeiten, die über die heutigen Geschäftsfelder eines Finanzhauses weit hinausgehen. Die strategische Herangehensweise stellt eine Evolution des Bankings im Zeitalter der Digitalisierung dar und führt zu einer Erweiterung der Kernkompetenzen von Banken. Hierbei müssen folgende Grundprämissen als Minimalanforderung berücksichtigt werden:

  • Erhaltung der Kundenbindung in einem zunehmend umkämpften Wettbewerbsumfeld, in dem neue Markteilnehmer (Nonbanks, FinTechs) die Kundenloyalität zu traditionellen Banken herausfordern
  • Datenbestände der Banken gewinnbringend einsetzen, in dem Dritte befähigt werden auf Basis dieser Datensätze neue Serviceangebote zu schaffen
  • Gewährleistung von äußerst strengen Datensicherheits- und Datenschutzstandards gemäß gesetzlicher Vorschriften
  • Positionierung als „one-stop-shop“ für Information, Verhandlung, Transaktion und Abschluss von klassischen banking, near-banking und non-banking Dienstleistungen auf einer Plattform

Banken müssen entsprechend befähigt werden auf einem Plattform-Modell zu agieren, die auf offene APIs basiert. Dieses Vorgehen ermöglicht, dass durch eine offene Infrastruktur Angebote von Drittleistungen über die Plattform vermittelt und mit klassichen Bankfunktionen verheiratet werden, die den höchsten Qualitätsanspruch an Datenschutz und Sicherheit erfüllen. Gelingt es Banken diese strategische Herausforderung in eine erfolgsversprechende Plattformstrategie zu übertragen, so findet eine Transformation des klassischen Geschäftsmodells in der Bankenwelt statt. Dieses Vorgehen entspricht der Antwort wie digitales Banking im Zeitalter der digitalisierten Gesellschaft aussehen kann.

Viele Banken scheuen verständlicherweiße einen Alleingang aufgrund erwartet hoher Ressourcen- und Investitionsaufwände, die sie mit einer eigenständigen Plattformstrategie befürchten oder mit einer gewissen Unkalkulierbarkeit der Erfolgsausrichtung rechnen. Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten die Umsetzung über eine Kooperation mehrerer Finanzinstitute zu steuern. Hierbei können Multiplikatorwirkungen durch Zusammenarbeit erzielt werden, die eine höhere Reichweite, eine größere Kompentenzvermittlung und eine bessere Risikodiversifikation nach sich ziehen.

Es gibt viele Varianten die für eine erfolgreiche Umsetzung denkbar sind: Eine passive Einstellung die zu einer völligen Ablehnung der Umsetzung führt ist Keine! Im Gegenteil – sie hätte fatale Folgen für die gesamte Branche – die Aushöhlung strategischer Geschäftsfelder durch branchenfremde Plattformanbieter ist ein durchaus realistisches Szenario.

Unser Ansatz – Bank-as-a-Service

Die Entwicklung eines nachhaltigen Modells für die digitale Bank der Zukunft steht im Vordergrund des GFT-Ansatzes. Dieser Ansatz erfordert die Zergliedeung der Wertschöpfungskette der Banken in die Ebenen Produkte, Prozesse und Händler. Dabei weden die größten Stärken der Banken identifiziert und gezielt über ausgewählte Touch Points auf die Kundensegmente zugeschnitten. Alle übrigen Bereiche können über vielfältige Partnerschaften abgebildet werden.

Mit dem Angebot einer Bank-als-Service-Architektur stellen wir ein agiles Entwicklungsmodell von Services auf Basis von APIs sicher, wodurch die Bereitstellung von innovativen und vielfältigen Dienstleistungen an Kunden beschleunigt wird und die die Grundlage für eine Plattformstrategie bildet. Dabei steht das Angebot von passgenauen und ereignisgesteuerten Dienstleistungen zu jeweiligen Bedürfnissen, sowie die reibungslose Transaktion mit Dritten zur erfolgreichen Positionierung im Vordergrund.

Ein integrietes Netzwerk für ein modulares und nahtloses Angebot von Finanzdienstleistungen ist das Ergebnis. Zur Gewährleistung dessen liegt dem Bank-as-a-Service-Ansatz eine offene und skalierbare Architektur (open APIs) zugrunde. Sie sichert Banken maximale Flexibilität bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und orientiert sich an aktuellen Markttrends, neuer gesetzlicher Bestimmungen (bspw. PSD2) und passt sich dem Wettbewerb agil an.

Dieses Geschäftsmodell stellt dabei nicht nur die Transformation in eine digitale Zukunft dar, sondern verspricht auch neue Ertrags- und Einnahmequellen, die über das bewährte Wachstumsmodell der Banken hinausgehen. GFT unterstützt derzeit zahlreiche europäische und amerikanische Banken auf dem Weg zur Plattform. Von der ersten Vision bis hin zur finalen Implementierung sind wir in der Lage die Transformation des Geschäftsmodells für das digitale Banking zum Erfolg zu führen.

Core Application Renewal

Finanzhäuser gleichen teils Technologiemuseen: Die digitale Transformation beginnt im Backend. Zu unserem neuesten Whitepaper:

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