Deutsch-polnische Zusammenarbeit: mehr als nur Outsourcing

Seit einigen Jahren blüht der Business Services Sector (BSS) mit verschiedenen Geschäftsmodellen, wie den Shared Services Centres (SSC), dem Business Processing Outsourcing (BPO) und IT-Delivery-Zentren europaweit richtig auf – so etwa in Polen, wo auch GFT stark vertreten ist.

In Polen zeigt sich das Wachstum des Nearshore-Modells mit derzeit 1.050 Entwicklungszentren und 240.000 Beschäftigen als besonders stark. Dabei überzeugt vor allem die deutsch-polnische Zusammenarbeit im Hinblick auf Spitzenkompetenz, Kosten und Flexibilität.

Die Gründe für die Attraktivität Polens als Nearshore-Standort sind vielfältig.

  • Polen hat technisch hochqualifizierte Fachkräfte
  • Die Spezialisten verfügen auch über exzellente Sprachkenntnisse
  • Jedes Jahr kommen hunderttausende neue dynamische und gut ausgebildete Universitätsabsolventen dazu
  • Das Land hat ein freundliches Investitions-Klima
  • Hinzu kommt die geographisch gute Lage, in der Mitte Europas mit Nähe zu Deutschland und anderen westlichen Ländern in der gleichen Zeitzone

All diese Umstände machen Polen zu einem hochattraktiven Standort für Firmen, die nach weiteren Fachkräften suchen, insbesondere dann, wenn es um technisch gut ausgebildete Mitarbeiter geht. Das ist vor allem für deutsche Unternehmen interessant, die ihre Geschäftstätigkeiten im Ausland erweitern wollen. Stephan Fricke, Leiter des Deutschen Process Automation Verbands und Outsourcing Verbands, hat kürzlich gesagt: „Im Prinzip benötigen wir verlässliche Sourcing-Partner in den Bereichen BPO und der IT, aber auch einen guten Standort für unsere Entwicklungszentren.“

Sieht man sich das rasante Wachstum in Polen genauer an, zeigt sich, dass noch vor ein paar Jahren ausschließlich Warschau und Krakau als Städte für ausländische Investoren in Frage kamen. Heute haben sich mindestens sieben weitere Standorte etabliert. Unternehmen haben jetzt die Wahl zwischen Poznan, Gdańsk, Gdynia, Sopot, Katowice, Łódź und Wrocław und weiteren Regionen, die nachkommen.

Die Wahrheit hinter dem Outsourcing – Fakten vs. Fiktion

Auch wenn schon seit Jahren bekannt, gibt es noch immer viele Missverständnisse rund um das Konzept des Outsourcings. So werden damit oftmals einfache, wiederkehrende Aufgaben assoziiert, die sich leicht automatisieren oder in ein Land mit weniger gut ausgebildeten, günstigen Arbeitskräften auslagern lassen. In Wahrheit bedeutet Outsourcing heutzutage jedoch das Delegieren gewisser Geschäftsprozesse und zwar solcher, die von komplexer technischer Natur sind und ein ausgeprägtes Branchenverständnis sowie Fachexperten erfordern.

Dieser Ansatz ermöglicht es Unternehmen flexibel und dynamisch zu reagieren, vor allem dann, wenn das Wachstum vor Ort durch fehlenden Zugang zu den benötigten Fachkräften gehemmt ist. Indem ein internationales, durch neue Technologien vernetztes Team aufgesetzt wird, können Unternehmen leichter globalisieren: „Onshore“-Ressourcen in der Nähe des Kunden werden mit „Nearshore“-Teams gekoppelt, die beispielsweise in Polen stationiert sind. Das Wachstum von GFT in Polen ist das Ergebnis  dieses Ansatzes, bei dem engagierte Teams mit gut ausgebildeten und erfahrenen Mitarbeitern über Ländergrenzen hinweg zusammenarbeiten, um unseren Kunden ausgezeichnete Lösungen zu bieten. 

Kern der deutsch-polnischen Zusammenarbeit: klare Prozesse, einheitliche Systeme und Vertrauen

Die Wurzeln von GFT liegen im deutschen Schwarzwald, doch das Unternehmen ist heute global aktiv und vielfältig – mit rund 5.000 Mitarbeitern in insgesamt elf Ländern. An unseren polnischen Standorten arbeiten die Mitarbeiter meist mit deutschen GFT Mitarbeitern und Kunden zusammen. Das schafft oftmals eine einzigartige, aber auch herausfordernde und energiegeladene Arbeitsatmosphäre. Um diese Arbeit effizient zu machen, benötigt es gemeinsamer Nenner:  tiefen Vertrauen in einem weit verstreuten Team. Für uns auf polnischer Seite des GFT Teams bedeutet das: Ein gemeinsames Verständnis für die deutsche Unternehmenskultur zu entwickeln kann ein zeitintensiver und umfangreicher Prozess sein, ist gleichzeitig aber auch – wie sich immer wieder herausgestellt hat – ein wesentlicher Faktor für die Kundenzufriedenheit.

GFT Polen setzt den Fokus genau auf diese Herausforderungen. Der polnische Kollege Marcin Biel, der Delivery Manager für die GFT Deutschland Client Units ist, drückt das so aus: „Unsere Erfahrung lehrt uns, dass deutsche Partner unsere Teams ganz genau kennen möchten und damit meine ich, dass sie die Mitarbeiter persönlich und nicht über deren Skype-Avatar kennenlernen wollen. Es hat sich als Vorteil erwiesen, wenn die Mitarbeiter aus der Softwareentwicklung über beide Länder verteilt arbeiten, weshalb wir absichtlich immer zwei Standorte einbeziehen, beispielsweise Eschborn und Łódź. Es wird viel mehr Wert auf persönlichen Austausch gelegt als bei Partner aus anderen Ländern und natürlich stellen wir auch sicher, dass möglichst alle polnischen Spezialisten die deutsche Sprache beherrschen.“

Sprachen und die Unternehmenskultur: mehr als einfach softe Erfolgsfaktoren

Die polnischen Kollegen arbeiten seit geraumer Zeit mit deutschen Teams und Kunden und beobachten immer wieder etwas, das auf den ersten Blick paradox erscheint. Viele deutsche Mitarbeiter haben hervorragende Englischkenntnisse und Englisch ist die gängige Sprache im Finanzdienstleistungssektor. Allerdings bevorzugen es deutsche Muttersprachler häufig, auf Deutsch zu arbeiten – das lässt sich vor allem bei kleineren Kunden beobachten, bei denen der Satz „Englisch ist keine Voraussetzung“ immer wieder auftritt. Das liegt natürlich auch daran, dass viele kleinere Unternehmen, also beispielsweise kleine Privatbanken, nur lokal agieren. Diese Unternehmen, oft Familienbetriebe, haben historisch gesehen schon immer auf Deutsch gearbeitet. Doch der Kern liegt vielleicht sogar noch tiefer: Die gleiche Sprache sprechen zu können, wird von Deutschen sehr ernst genommen, weil es dabei hilft, Vertrauen zu schaffen. Nicht zuletzt können dadurch einfach bessere und natürlichere Kommunikationswege geschaffen werden.

Internationale Kunden hingegen sind Englisch gewöhnt, selbst wenn der Markt in manchen Bereichen tendenziell konservativ ist. Hat man es mit Mittelständlern zu tun, die sich nur im deutschen Markt bewegen, ist die Herausforderung wieder eine andere, denn hier fehlt oftmals die Erfahrung mit Nearshore und Outsourcing Projekten. Auch heute noch, in Zeiten der Globalisierung, ist kulturelles Bewusstsein und eine gewisse Sensibilität wichtig, um mit Kunden aus unterschiedlichen Teilen der Welt zusammenzuarbeiten: Dinge, die man einem amerikanischen oder kritischen Kunden direkt sagen kann, müssen gegenüber deutschen Kunden vielleicht anders kommuniziert werden.

Es kann also durchaus ein langwieriger Prozess sein, mit diesen Kunden Vertrauen aufzubauen. Auch, wenn sie wichtige Faktoren dafür darstellen, sollte in diesem Zusammenhang nicht nur auf die strengsten technologischen Anforderungen in der Softwareentwicklung, Mitarbeiterkompetenzen oder Sicherheitsstandards geachtet werden. Eine nachhaltige Vertrauensbasis entsteht eben vor allem durch folgendes: herausragende Leistung und ein Verständnis für die deutsche Unternehmenskultur. Und die Geschichte von GFT Polen zeigt, dass es möglich ist.

Ich selbst beschäftige mich seit geraumer Zeit mit dem Thema Outsourcing und glaube fest daran, dass die Zukunft noch viel Potential bietet. Das gilt sowohl für die polnische Wirtschaft als auch für das Angebot an Technologien und Fachkräften. Durch die enge Zusammenarbeit mit Kollegen und Kunden aus Deutschland helfen wir dabei, Weichen für eine hocheffiziente Ausweitung internationaler Geschäftsbeziehungen und Innovationen zu stellen.

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