Leben als Expat: “Nachhause zu kommen scheint ein einfacher Schritt… aber wir haben jetzt zwei Heimaten”

Vor zwei Jahren haben wir mit Oscar Albericio, damals Head of PSU Delivery & Technology, gesprochen: Er war mit seiner Familie nach Frankfurt gezogen, hat für GFT Deutschland gearbeitet und einiges erlebt, bevor er nach insgesamt fünf Jahren nach Spanien zurückgekehrt ist. Im Interview erzählt er uns, warum das manchmal schwerer ist, als man denkt und was man mitbringen sollte, wenn man sich auf ein interkulturelles Abenteuer einlässt.

Oscar, unser letztes Interview mit dir liegt nun etwas über zwei Jahre zurück. Damals hast du mit uns über deinen Umzug nach Deutschland gesprochen und wie es ist, hier zu leben und zu arbeiten. Kannst du uns einen kurzen Einblick geben, was seither passiert ist?

Oscar: Das Leben hat sich in den letzten Jahren für uns stark verändert… unser deutsches Abenteuer hat ein Ende gefunden: Im Sommer 2017 sind wir zurück nach Spanien gezogen. Anfangs lautete der Plan, zwei Jahre in Deutschland zu bleiben, doch das wurde schnell über den Haufen geworfen und am Ende waren wir fünf Jahre hier. Wir haben diese fünf Jahre sehr genossen, sowohl aus persönlicher als auch beruflicher Sicht. Die Entscheidung, zurückzugehen, war daher nicht einfach, doch wir haben uns letzten Endes aufgrund unserer familiären und beruflichen Situation dazu entschlossen.

Kannst du uns die Gründe ein bisschen genauer erklären?

Oscar: Mein Schwiegervater hatte während unserer Zeit hier schwerwiegende gesundheitliche Probleme, eine Situation, mit der es schwierig war umzugehen, vor allem für meine Frau. Ende 2016, Anfang 2017 wurde es schlimmer und unsere Familie hat unsere Hilfe gebraucht. Dazu hatte meine ältere Tochter gerade ihren Abschluss gemacht und die Jüngere kam in die 10. Klasse. Wir standen also vor der Entscheidung, für weitere drei Jahre bis zu ihrem Abitur zu bleiben oder gleich zurückzugehen, damit ihr genug Zeit vor dem „Bacculerate“ blieb, um sich an den Wechsel zu gewöhnen. Und letztlich ergab sich für mich persönlich die Möglichkeit, in Spanien eine neue, verantwortungsvolle und interessante Herausforderung anzunehmen. Für einen Expat ist das eine paradiesische Situation, denn eines unserer größten Probleme ist, dass es in unseren Heimatländern oftmals keinen passenden Platz für Rückkehrer gibt. Mir wurde jedenfalls eine Stelle angeboten und seither bin ich Delivery Executive Manager für eine der Client Units für spanische Kunden.

Alle Zeichen deuteten also auf: „Ihr solltet zurückgehen!” So blieb eine einzig mögliche Entscheidung und hier sind wir: zurück in Spanien.

Wie hast du deine Rückkehr empfunden? Sicherlich siehst du einige Dinge jetzt anders. Gibt es vielleicht sogar etwas, das du an Deutschland vermisst?

Oscar: Es war deutlich schwieriger, als man es sich vorstellen kann. Nachhause zu kommen, wo Familie und Freunde sind, scheint ein einfacher Schritt zu sein, doch das stimmt nicht. Alle haben sich ein bisschen verändert, nichts Großes, aber genug, dass es nicht so leicht ist, wie angenommen. Vor allem aber haben WIR – meine Familie, meine zwei Töchter und ich – uns in den letzten fünf Jahren stark verändert. Wir sind heute ganz anders, als bei unserer Ankunft in Deutschland 2012. Wir haben eine umfassendere Sichtweise auf das Leben: Wir sehen es aus zwei Perspektiven, der deutschen und der spanischen.

Tatsächlich vermissen wir viele Dinge, die sich aber kaum erfassen oder artikulieren lassen. Wir vermissen eher unser ganzes Leben dort als spezifische Details. Wir haben jetzt zwei Heimaten und ich glaube, dass wir Deutschland immer im Herzen tragen werden. 

Wenn du einen Blick zurückwirfst: Wie hat dich deine Zeit im Ausland verändert, als Person, aber auch bezogen auf deine Arbeitsweise?

Oscar: Das ist schwer zu erklären. Wir haben uns weiterentwickelt und beide Kulturen, die spanische und die deutsche, vereint. Im Falle meiner Kinder entdecke ich, abgesehen von den offensichtlichen Faktoren wie Sprache, noch größere Vorteile: Sie sind viel erwachsener und weltoffener und letztlich besser auf die immer globalere Welt vorbereitet, in der wir leben müssen.

Bezogen auf mich und meine Arbeit sehe ich eigentlich nicht so viele Veränderungen. Meine Frau hat schon immer scherzhaft gesagt, dass ich deutscher bin als Deutsche und irgendwie stimmt das auch, zumindest, was die typischen Vorurteile wie Pünktlichkeit oder Ordnung betrifft. Nicht zu vergessen, dass ich bereits zehn Jahre für und in Deutschland gearbeitet habe, bevor ich dorthin gezogen bin. Was ich auf jeden Fall mitnehme, sind Freundschaften und die Kameradschaft, die mir alle GFT Deutschland Kollegen in den letzten Jahren entgegengebracht haben.

Bei GFT haben wir kürzlich das Global Mobility Program eingeführt, viele Mitarbeiter gehen ins Ausland. Sicherlich sind unsere Unternehmenswerte wie „courage“, „commitment“ und „collaboration“ für einen solchen Schritt wichtig? Gibt es noch etwas, das ein Mitarbeiter mitbringen sollte und hast du vielleicht sogar einen Tipp?

“Collaborative” – einer der fünf Unternehmenswerte der GFT – als hilfreicher Begleiter im Ausland.

Oscar: Ja, diese Grundwerte sind der Schlüssel zum Erfolg und du brauchst sie, wenn du dein Leben veränderst, dich aus deiner Komfortzone herausbewegst und mit vielen neuen Kollegen in einem neuen Umfeld zusammenarbeitest. Abgesehen davon sollte man eine gewisse Leidenschaft mitbringen, die auf jeden Fall bei jeder Veränderung gebraucht wird und eben Weltoffenheit, um mit dem anfänglichen Kulturschock klarzukommen. Konkrete Tipps habe ich zwei:

  1. Nicht zögern… machen! Am Anfang ist es schwer, aber es zahlt sich aus.
  2. Tauch so tief in die neue Kultur ein wie möglich.

Wie hat GFT dir bei deinem letzten Wechsel geholfen?

Oscar: GFT war während des gesamten Prozesses für mich da. In der letzten Übergangsphase haben sowohl GFT Spanien als auch Deutschland alles viel einfacher für uns gemacht. Und das gilt für alle Aspekte: Rein auf Unternehmensseite, in der HR und dem Rest der internen Abteilung – alle haben uns zu jederzeit mit unseren Zweifeln, Prozessen und so weiter unterstützt – aber auch auf der persönlichen Ebene. Die GFT Kollegen waren immer bereit, mir zu helfen: Angefangen in Deutschland mit den ersten kulturellen und sprachlichen Barrieren bis kürzlich in Spanien, wo mir Oldies wie ich und Newbies gleichermaßen geholfen haben, dass ich mich wieder zuhause fühlen kann, obwohl ich dieser seltsame Deutsch-Spanier war, mit dem es nicht immer einfach ist.  

Und zum Schluss: Hast du ähnliche Pläne für die Zukunft?

Oscar: Nicht in naher Zukunft… aber klar, wenn unsere Familienprobleme gelöst sind und GFT uns die Möglichkeit zu einem weiteren Abenteuer bietet, wird die Antwort sehr wahrscheinlich “ja” lauten. 🙂

Dir und deiner Familie nur das Beste, Oscar und vielen Dank für das Interview!

Core Application Renewal

Finanzhäuser gleichen teils Technologiemuseen: Die digitale Transformation beginnt im Backend. Zu unserem neuesten Whitepaper:

Read more