It’s showtime: Zahlungsdienstrichtlinie PSD2 in Kraft getreten
Vor eineinhalb Jahren nannten wir sie die Vorbotin der digitalen Revolution im Zahlungsverkehr: Nun steht die überarbeitete Zahlungsdienstrichtlinie PSD2 (Payment Service Directive) in den Startlöchern. Was (fast) heimlich, (sehr) still und (durchaus) leise geschieht, wird im europäischen Finanzmarkt dennoch für reichlich Wirbel sorgen. Wir fassen zusammen, was auf Banken und Verbraucher zukommt.
Frischen wir nochmal kurz auf: Die Erweiterung der Richtlinie PSD, also PSD2, definiert Zahlungsdienste wie Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen. Damit stellt sie in der EU den Rechtsrahmen für Anbieter von Zahlungsdiensten. Mit Inkrafttreten der überarbeiteten Richtlinie am vergangenen Samstag, 13. Januar 2018, soll in erster Linie die Entwicklung innovativer Payment-Services gefördert, aber auch der Verbraucherschutz bei Zahlungen und die Sicherheit der Zahlungsdienste erhöht werden.
Traditionelle Banken als große Verlierer?
Wenn Sie sich in den vergangenen Wochen mit dem Thema beschäftigt haben, ist Ihnen vermutlich aufgefallen, dass die traditionellen Banken meist als Verlierer der neuen Regelung gesehen werden. Auf den ersten Blick ist das nur allzu verständlich, schließlich verpflichtet das PSD2-Kernelement XS2A (Access to Account) Banken dazu, Drittanbietern freien Zugang zu ihren Kundenkonten zu gewähren. Der Zahlungsverkehr wird damit für sogenannte FinTechs geöffnet. Für herkömmliche Banken bedeutet dies ohne Zweifel einen Verlust bislang sicherer Einnahmequellen sowie einen enormen Mehraufwand und zusätzlichen Kostenfaktor durch Offenlegung ihrer Infrastruktur.
Statt das Feld kampflos den Konkurrenten zu überlassen, können Banken PSD2 aber auch als Chance wahrnehmen. In der Tat begünstigt die Direktive die Entstehung neuartiger Finanzplattformen – doch nicht nur FinTechs können profitieren. Die Direktive ermöglicht es, Dienste für andere Kunden, andere Banken und Drittanbieter zu entwickeln. Eine innovative Bank kann jetzt also auf ein Banking-as-a-Service-Modell setzen, das auf einer Open-API-Strategie basiert. Vom Smart Transaction Management (als Weiterentwicklung des Personal Finance Managements) bis hin zu Monetization Insights mit direktem Kundennutzen ist alles möglich. Ein bereits etabliertes Beispiel hierfür ist „BBVA Valora“, ein Tool, das die spanische BBVA Bank sowohl Kunden als auch Nicht-Kunden zur Verfügung stellt, um den Wert ihres Grundstücks zu schätzen.
Echte Gewinner: die Verbraucher
Diese neuen Chancen gehen Hand in Hand mit neuen Verpflichtungen. Was dabei gern vergessen wird: Mit der PSD2 fallen erstmals auch jüngste Wettbewerber unter Regulierungsbestimmungen. Die strengeren Sicherheitsanforderungen für die Verarbeitung elektronischer Zahlungen gilt selbstverständlich auch für die neuen Teilnehmer. Andockende Dienstleister müssen sich gegenüber der Bank eindeutig authentifizieren und dafür sorgen, dass die personalisierten Sicherheitsmerkmale für keine weitere Partei zugänglich sind.
In erster Linie werden dadurch die Verbraucherrechte gestärkt: Es geht um den Schutz der Finanzdaten aller Kunden. Dazu kommen auch die Verringerung der Haftung für nicht autorisierte Zahlungsvorgänge, die Einführung eines bedingungslosen Erstattungsrechts bei Lastschriften und der Stopp von Extragebühren bei Kreditkartenzahlungen sowie SEPA-Überweisungen.
Banken müssen den Ball aufnehmen
Gewinnen werden dieses Spiel letzten Endes diejenigen, die ihr Produkt als erstes auf dem Markt etablieren können. Traditionelle (Groß-)Banken sind hier im Rückstand, denn um ihre Legacy-Systeme rechtzeitig in neue Architekturen überführen und Hierarchiestrukturen umgehen zu können, bedarf es Flexibilität und Schnelligkeit. Für sie lohnt es sich, auf agile Methoden zurückzugreifen und sich am Lean-Gedanken kleinerer Start-Ups zu orientieren. Und: Sie müssen diesen Wandel jetzt vollziehen. Das Spiel ist bereits in vollem Gange und die Öffnung der Konten für Drittanbieter erst der Anfang.
„Wir arbeiten gemeinsam mit Banken ihre Alleinstellungsmerkmale heraus und unterstützen sie dabei, diese zu ihrem Wettbewerbsvorteil zu nutzen, indem wir auf Sie zugeschnittene innovative und wertsteigernde Dienstleistunden entwickeln, die mit der PSD2 realisiert werden.“ Andreas Ebner
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