„Wir müssen der Generation junger Mädchen zeigen: Wissenschaft und Technik sind cool!“

Heute ist der letzte von drei Tagen geballter Frauenpower beim Global Female Leaders Summit in Berlin. Mit dabei ist auch Nuria Mir, Delivery Director und Operations Manager bei GFT Spanien. Mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung und der erfolgreichen Führung verschiedenster internationaler Projekte, einem Abschluss in Physik und der IESE Business School war sie genau die richtige, um GFT an dieser Stelle zu vertreten. Wir haben das Event zum Anlass genommen, um mit Nuria über ihre eigene Laufbahn in einer noch immer männerdominierten Geschäftswelt zu sprechen und haben sie gefragt, was getan werden muss, um junge Mädchen für technisch geprägte Berufe zu begeistern.

Fangen wir doch mal ganz von vorn an: Du hast einen Universitätsabschluss in Physik – nicht unbedingt eine typische Wahl für eine junge Frau. Warum hast du dich für dieses Fach entschieden?

Nuria: Eigentlich habe ich immer Mathematik geliebt, aber ich dachte, Physik zu studieren würde mir bessere berufliche Möglichkeiten bieten, weil es dabei mehr um industrielle Anwendungen geht. An der Universität habe ich mich übrigens nie wirklich alleine gefühlt. Wir waren eine große Gruppe junger Frauen und standen uns alle sehr nahe. Tatsächlich habe ich noch immer sehr gute Freunde aus dieser Zeit.

Nuria Mir, Delivery Director und Operations Manager, GFT Spanien

Im Anschluss bist du ins Berufsleben eingestiegen. Wann bist du zu GFT gekommen und welche Positionen hattest du bisher inne?

Nuria: Ich bin vor 20 Jahren bei GFT eingestiegen, nachdem ich drei Jahre bei einem anderen Dienstleistungsunternehmen gearbeitet habe. Meine Positionen waren immer im Bereich Projektmanagement: vom Ablaufplan bis zur Leitung.

Drei Jahre lang hast du für GFT sogar am brasilianischen Standort São Paulo gearbeitet. Wie ist es dazu gekommen?

Nuria: Ich hatte mit meinem Vorgesetzten ein Gespräch zu einem Zeitpunkt, als ich wirklich eine Veränderung gebraucht habe. Also habe ich all meine Kräfte in diese neue Herausforderung gesteckt. Mit meiner ganzen Familie, also meinem Mann und vier Kindern, umzuziehen, war nicht einfach. Vor allem die Übergangszeit war schwer.

Du bist nun seit drei Jahren wieder zurück in Spanien. Rückblickend betrachtet: Wie war die Zeit in Brasilien?

Nuria: Nach drei Jahren kann ich die Dinge aus Distanz betrachten und sagen, dass ich denke, sowohl beruflich als auch persönlich gewachsen zu sein. Die Nuria, die zurückgekommen ist, ist nicht dieselbe, die damals losgezogen ist. Beruflich habe ich heute ein umfassendes Bild unseres Unternehmens und auf der persönlichen Ebene das Glück meiner Familie und meiner selbst mehr zu schätzen gelernt. Die Zeit in Brasilien war jedoch auch intensiv und anstrengend, sowohl auf körperlicher als auch auf emotionaler Ebene. Deshalb habe ich die letzten drei Jahre genutzt, um wieder Kraft zu schöpfen und bin heute bereit für neue Herausforderungen.

Was denkst du als Mutter von vier Kindern und einer Karriere wie deiner über die Work Life Balance in Spanien?

Nuria: Es ist wirklich nicht leicht. Wenn du in deiner Rolle Verantwortung trägst und für die Arbeit mehr verfügbar sein musst, kann das darin enden, dass es einen Teil deines privaten Lebens einschränkt. Ich musste Zeit mit meinen Kindern dafür opfern, dort hinzukommen, wo ich beruflich heute bin. Manchmal zweifelt man daran, ob das das Richtige ist. Ich habe die magische Formel auch noch nicht gefunden. Das Wichtigste ist aber, dass du das tust, was du tun willst.

Ist dein Bereich noch immer so männerdominiert wie früher?

Nuria: Ich glaube, die Situation hat sich sogar noch verschlechtert, zumindest, was Spanien betrifft. Es gibt immer weniger Frauen, die sich für eine technisch-geprägte Laufbahn entscheiden wie beispielsweise Maschinenbau, Physik oder Mathematik. Diese Bereiche erfordern viel harte Arbeit und wenn du mit dem Studium fertig bist, zahlen sie sich nicht gleich aus. Das sind Welten, die stark von Männern geprägt sind, und in denen es als Frau schwer ist, sich einen Namen zu machen.

Es gibt noch immer viele Vorurteile. Wir denken, dass Frauen in Berufen, in denen „Soft Skills“ gefragt sind, besser sind und weniger kompetent, wenn es um analytische Fähigkeiten geht. Ich habe es satt, Artikel zu lesen, die Unterschiede zwischen den Gehirnen von Männern und Frauen analysieren. Ich halte es nicht für gut, zu generalisieren. Jeder Mensch ist individuell. Wir sollten keine Annahmen über Frauen basierend auf ihrem Geschlecht machen.

Findest du, es gibt Unterschiede in den einzelnen europäischen Ländern, im Hinblick darauf, wie Frauen im Geschäftsalltag wahrgenommen werden?

Nuria: Es geht nicht darum, sie wahrzunehmen; das Problem liegt darin, dass viele es gar nicht erst dort hin schaffen. Es gibt, in der Tat, die berühmte „gläserne Decke“ und es ist wirklich schwer, sie zu durchbrechen. Im Allgemeinen hast du, wenn du hart arbeitest und 100% gibst, auch die gleichen Chancen wie ein männlicher Kollege. Das Problem tritt dann auf, wenn du Kinder hast und die Mutterrolle mit deiner beruflichen vereinen musst.

Was muss getan werden, um das zu ändern?

Nuria: Wir müssen an Schulen und Institute gehen, um der neuen Generation junger Mädchen zu zeigen, dass Wissenschaft und Technologie cool und nicht verwirrend, komisch oder nur für Freaks und ohne Zukunft sind. Wir müssen aber gleichzeitig Arbeitsmöglichkeiten für diese neuen weiblichen Wissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen schaffen. Wir können sie nicht erst ausbilden und dann aus der Arbeitswelt ausschließen.

Du bist diese Woche beim Global Female Leaders Summit in Berlin. Was hat dich dazu bewogen, GFT dort zu vertreten?

Nuria: Der Global Female Leaders Summit bringt Führungskräfte auf oberster Ebene und aus aller Welt zusammen. Er zielt darauf ab, neue Denkweisen zu entdecken und Themen, von denen wir denken, sie verstanden zu haben, aus einer frischen, neuen Perspektive zu präsentieren. Dieses Event bietet ein Dialog-Forum für Frauen, die wichtige Rollen in der Gesellschaft und der Geschäftswelt haben. Eine ganze Bandbreite an Themen wird diskutiert, einschließlich kritischer Probleme in der globalen Wirtschaft und Initiativen, die beispiellose Handlungsweisen in Zeiten von Krisen darstellen. Der Fokus liegt auf neuen Märkten und Handlungsfeldern, die wir gemeinsam entdecken können und auf neuen Visionen und Strategien. Ich repräsentiere GFT und präsentiere beispielsweise, wie Start-ups zur wegweisenden Kraft im Finanzsektor werden.

Vielen Dank für das offene Interview, Nuria!

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