Nach FinTech kommt InsurTech? Vom Boom der Versicherungs-Start-ups

Im Januar dieses Jahres fand das Wörtchen „InsurTech“ Einzug in zahlreiche Medien, als die sogenannte Berliner Digital Erklärung große Wellen schlug. Sie ist ein Appell der Versicherungs-Start-ups – den sogenannten InsurTechs – die auf Missstände in der Branche aufmerksam macht. Was steckt hinter dem ganzen InsurTech Hype? Stoßen sie die FinTechs vom Trendthron? Wir nehmen das Thema im Interview mit unserem GFT Experten Roman Willers (Senior Project Manager) genauer unter die Lupe.

Roman Willers, Senior Project Manager, GFT
Roman, InsurTech – eines der Trendwörter im Jahr 2017. Wie geht der Hype weiter?

Roman: Start-ups in der Versicherungsbranche sind eigentlich nichts neues, auch wenn der Begriff „InsurTech“ dies vielleicht vermuten lässt. Die Anzahl junger Unternehmen in diesem Sektor ist jedoch tatsächlich gestiegen und diese haben – durch die Abgrenzung von den bislang eng verbundenen FinTechs – im letzten Jahr eine viel größere Sichtbarkeit bekommen. Außerdem haben einige junge Unternehmen, wie beispielsweise FinanceFox, gewaltige Unterstützung durch Investoren erhalten, was dem Trend natürlich großen Auftrieb verleiht.

Auftrieb ist ein gutes Stichwort. Die Digitalisierung scheint in der Versicherungsbranche langsamer voranzugehen als beispielsweise in der Finanzbranche. Wieso ist das so?

Roman: Zunächst einmal gilt: Wie viele andere Branchen steht auch der Versicherungssektor vor großen Umbrüchen – hervorgerufen durch die digitale Transformation. Und wie in den anderen Branchen gibt es auch für Versicherungsunternehmen eine Vielzahl von Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Das braucht Zeit. Es ist richtig, der Wandel trat vielleicht nicht so schnell ein, wie wir das ansonsten gewohnt sind. Doch dafür gibt es gute Gründe: Wir haben es hier mit einer extrem traditionellen, Jahrhunderte alten Branche zu tun. Man kann das auch so ausdrücken: Banken rechnen in Sekunden, Versicherungen in Generationen. Aber auch für die Versicherungsbranche gilt: „Wachstum durch Wandel!“

Eile stand also nicht unbedingt im Vordergrund. Doch eine Sache haben alle Branchen, die von der Umwandlung betroffen sind, gemein: Der Kunde rückt immer mehr in den Fokus. Digitale Kanäle spielen plötzlich eine viel größere Rolle als noch vor ein paar Jahren; Geschäftsmodelle müssen entsprechend angepasst werden – und zwar proaktiv! Dies geschieht beispielsweise durch Omni-Kanal-Angebote, um digitale und analoge Faktoren zusammenzuführen, gleichzeitig bewegt sich alles in Richtung einer Self-Service-Funktionalität. Als GFT unterstützen wir Versicherungsunternehmen bei genau diesen Punkten und können sagen: Es tut sich was!

Und wie kommen jetzt die InsurTechs ins Spiel?

Roman: Wir kennen es aus einer verwandten Branche: der Finanzindustrie. Hier versuchen FinTechs, mit ihren digitalen Lösungen den Markt zu erobern – teils erfolgreich, teils mit großen Schwierigkeiten. Kundenvertrauen, Regulierung und Akzeptanz sind nur ein paar Schlagworte, die beschreiben, wie herausfordernd dieses Vorhaben sein kann. Auch werden oftmals nur Teilbereiche dessen abgebildet, was Banken als Gesamtkonzept anbieten. Im Versicherungssektor sehen wir eine ähnliche Herangehensweise. Die InsurTechs lassen sich meist einem der beiden Bereiche zuordnen: HealthTech oder Social Insurance. Doch für beide Branchen und all diese Modelle gilt: Wenn sich etablierte Unternehmen mit jungen Playern zusammenschließen, kann der Markt tatsächlich revolutioniert werden.

Wie siehst du das: Wurde im Januar mit der Berliner Digitalen Erklärung ein wichtiger Schritt in Richtung Revolution getan?

Roman: Die Berliner Digital Erklärung ist ein Appell deutscher InsurTechs, indem auf Missstände in der Branche hingewiesen wird, die den digitalen Wandel und digitale Unternehmen in ihrer Arbeit behindern. Die in der Erklärung als erforderlich aufgeführten Schritte beziehen sich beispielsweise auf die Datenbeauskunftung und eine digitale Infrastruktur und richten sich an Versicherer und die Politik. Diese Forderungen sind absolut sinnvoll, denn, wie in der Erklärung so schön beschrieben wird: „Der digitale Wandel macht auch vor der Versicherungsbranche nicht halt“.

Ganz herzlichen Dank für das Interview, Roman!

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