Die Blockchain Revolution

Blockchain ist in aller Munde – und viele Experten sind sich sicher: Die Technologie wird die Finanzbranche in den nächsten Jahren entscheidend prägen. Auch GFT beschäftigst sich intensiv mit der Thematik. Med Ridha Ben Naceur, Principal Consultant und Blockchain-Experte, erzählt in unserem Interview, was hinter dem Blockchain Hype steckt und welche Produkte uns in der Zukunft erwarten werden.

Med Ridha, so ziemlich alle Banken – mit Ausnahme der klassischen Retailbanken – experimentieren gerade mit der Blockchain-Technologie. Was steckt hinter dem ganzen Hype?

Med Ridha Ben Naceur, Principal Consultant, GFT

Med Ridha Ben Naceur: Im Moment wird viel über Blockchain diskutiert, aber kaum einer weiß wirklich, was sich dahinter verbirgt und welche Bedeutung dem Thema in Bezug auf sein Unternehmen oder die Branche zukommt. Ich persönlich bin der Meinung: Man kann von einer kleinen Revolution sprechen. Die Blockchain-Technologie und damit verbundenen Anwendungsmöglichkeiten bieten Banken ein immenses Potential und kann den Weg zu innovativen Dienstleistungen und neuen Geschäftsmodellen ebnen.

Gibt es Bereiche, in denen sich ein besonders großes Potential zeigt?

Med Ridha Ben Naceur: Großes Potenzial liegt gerade im Bereich der sogenannten Smart Contracts. Darunter versteht man intelligente Verträge in einer programmierbaren Computerform, die eventgesteuert, selbstüberwachend und selbstexekutierend sind. Diese bieten nicht nur Banken, sondern vor allem auch Unternehmen aus der Wirtschaft eine weitere – nahezu einzigartige – Dimension.

Welche Services und Mehrleistungen sind mit Blockchain oder Smart Contracts möglich? Wie geht GFT an dieses Thema konkret heran?

Med Ridha Ben Naceur: Um auszuprobieren, was alles möglich ist, haben wir bei GFT bereits im vergangenen Jahr einen Blockchain-Inkubator gegründet und testen verschiedene Szenarien. Im September haben wir uns außerdem dem Google Cloud Plattform Partnerprogramm angeschlossen. Mit Hilfe der Plattform sind wir in der Lage, unseren Kunden detaillierte und spezifische Einblicke, wie ihre Blockchain-Lösungen in der realen Welt funktionieren, zu geben. Eine auf Grundlage von Ethereum entwickelte Zahlungsverkehr-Anwendung der Royal Bank of Scotland haben wir auf diese Weise bereits erfolgreich getestet.

Durch das rasante Prototyping in unserem Blockchain-Inkubator ist es uns möglich, nicht-erfolgsversprechende Ansätze schnell zu verwerfen und nur in effektive und existenzfähige Entwürfe zu investieren. So sind wir beispielsweise überzeugt davon, dass sich durch den Einsatz von Smart Contracts im Asset-Tracking, das heißt konkret beim Verfolgen des Eigentumswechsels und des Standorts der gehandelten Wirtschaftsgüter (Assets), vielversprechende „Quick Wins“ erzielen lassen.

Auch beim Handel von Credit Default Swaps mit Smart Contracts in der Blockchain sehen wir großes Potenzial. Während der Smart Contract die Informationen und Berechnungslogik enthält, um Events zu verarbeiten und Aktivitäten durchzuführen, werden alle relevanten Informationen zu diesen Aktionen – wie beispielsweise individuelle Handelsdetails, Risikobewertung der Handelspartner und die systematische Aussetzung für jede Referenzeinheit – in der Blockchain aufgezeichnet. Hierdurch kann ein neuer Grad an Transparenz zur Überwachung komplexer Finanzprodukte für Kunden, Banken und Behörden erreicht werden.

Durch das Experimentieren mit ersten Prototypen konnten wir bereits viele Erkenntnisse dazugewinnen – diese Entwicklungsarbeit führen wir auch in 2017 weiter fort.

Wie viele Jahre wird es dauern, bis die ersten Produkte tatsächlich in den produktiven Einsatz kommen?

Med Ridha Ben Naceur: Diese Frage lässt sich nur schwer beantworten. Bei der GFT haben wir momentan einen Entwicklungsplan, der sich auf die nächsten fünf bis zehn Jahre konzentriert. Wir gehen davon aus, dass die Kunden bis dahin nicht mehr von der Blockchain an sich reden, sondern über die Lösungen und Produkte in der Blockchain selbst. Das schließt aber nicht aus, dass auch kurzfristig schon bestimmte Produkte auf den Markt kommen können. Smart Contracts bieten für Banken gerade in der Wertpapierabwicklung und bei allen Prozessen der Dokumentation eine große Chance, kurzfristig die Effizienz zu steigern.

Vielen Dank für das Interview, Med Ridha!

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