Über APIs, Open APIs und den Finanzmarkt

Obwohl das Thema API (Application Programming Interface, zu Deutsch: Programmierschnittstelle) auf den ersten Blick sehr technisch erscheinen mag, kann es auch auf unternehmerfreundliche Weise präsentiert werden, um zu zeigen, wie Firmen ihr Geschäft damit ankurbeln und Vorteile daraus schöpfen können.

© Sergey Nivens – Fotolia.com
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Eine Softwareanwendung für den Endnutzer, wird normalerweise so entwickelt, dass die Anwendung möglichst einfach, schnell, leicht und nutzerfreundlich ist. Software selbst hingegen hat keine Augen, Emotionen oder Intuition und braucht dementsprechend auch keine nutzerfreundliche Bedienoberfläche, wenn es darum geht, Dienste für eine weitere Anwendung (und nicht für den Endnutzer) zur Verfügung zu stellen. Was sie dennoch braucht, ist – genau wie bei einer Benutzeroberfläche, die auf den Endanwender ausgelegt ist – eine Schnittstelle, die die Datenverarbeitung einfach macht.

Eine API besteht aus einer Reihe erprobter Routinen und Standards, die die Verarbeitung der Funktionen durch Anwendungen erlaubt. Diese müssen über die Implementierungsaspekte der Software selbst weder etwas wissen noch in sie involviert sein, sondern nutzen einfach nur ihre Dienste. APIs definieren dabei nur die Programmanbindung auf Quelltextebene, sind also nicht visuell lesbar.

Wie APIs funktionieren, lässt sich am Beispiel der Wandsteckdose einfach veranschaulichen. Die elektrischen Steckdosen in den Wänden von Gebäuden sind nichts anderes als die Schnittstellen zu einem weiteren Dienst: der Elektrizität, die von all unseren Computern und Smartphones über Fernseher und Kühlschränke bis hin zum Fön und anderen Geräten verbraucht wird. Die Elektrizität ist dabei der Dienst und jedes Gerät, das Elektrizität benötigt, ein Nutzer dieses Dienstes.

Auch wenn sie überall auf der Welt unterschiedlich aussehen, haben elektrische Steckdosen bestimmte Muster an Kontaktöffnungen, in die elektrische Stecker mit dem entsprechenden Gegenstück passen. Der Dienst selbst richtet sich ebenfalls nach gewissen Anforderungen – beispielsweise der landesüblichen Spannung. In Brasilien beispielsweise liefern die meisten Wandsteckdosen 110 Volt, bzw. 127, wenn man genau sein will – in Deutschland hingegen sind es 230 Volt Diese Spezifikationen stellen im Wesentlichen eine Erwartungshaltung an die stromverbrauchenden Geräte. Gleichermaßen gibt eine API vor, wie Software-Komponenten miteinander zu interagieren haben.

„Hinter der Mauer“

Durch die standardisierte Schnittstelle hat jeder kompatible Nutzer die Möglichkeit, an die benötigte Energie für seine Geräte zu kommen. Für ihn spielt es ganz einfach keine Rolle, was auf der anderen Seite der Wand passiert. Das beginnt bei einfachen Dingen wie der Farben der Kabeladern bis hin zu komplexeren „Details“, wie der Energiegewinnung (sei es mit Hilfe einer Windmühle, einem Atomkraftwerk, einem Kohlekraftwerk, einem Wasserkraftwerk oder einer Solaranlage) oder dem Ort, an dem sich diese Energiequellen sich befinden.

Umgekehrt muss auch der Anbieter keine Details über seine Dienste preisgeben. Übertragen auf ein stark reguliertes Marktumfeld wie die Finanzindustrie, ist dies letztlich von Vorteil, denn der Datenschutz und das Bankengeheimnis werden gewahrt und sensible persönliche Informationen der Konteninhaber bleiben „hinter der Wand“.

Die Standards für die API werden für jeden Unternehmer oder Entwickler beschrieben und geöffnet, der daran interessiert ist, Bankdienste über offizielle Wege zu nutzen – meist über ein Webportal. In der Welt der Finanzindustrie können diese Dienste Darlehen, Versicherungen, E-Commerce, Zahlungen, Kundeninformationen, Kunden- und Auftragshistorien, Authentifizierungen, Banküberweisungen usw. sein. Diese können für eine große Bandbreite kompatibler Geräte (z.B. Smartphone Apps) angeboten werden, eben immer dort, wo sie von einem Endkunden benötigt werden – ein echter Mehrwert, noch dazu ein sicherer.

Eine Bank kann in diesem neuen Businessmodel ihre Handlungsreichweite erhöhen und den Umsatz steigern, doch gleichzeitig wird die Sichtbarkeit ihrer Marke geringer oder praktisch inexistent. Abhängig von der Ergebniserwartung liegt es nun an der Geschäftsstrategie zu entscheiden, wo die hauseigenen Prioritäten liegen.

Wichtige Faktoren für Ihre Entscheidung

Wenn wir zurück zum Sicherheitsfaktor gehen, werden APIs normalerweise in drei verschiedenen Modellen angeboten: privat (intern), offen (extern) oder beschränkt (Partner). Und wieder einmal hängt die Entscheidung von der Unternehmensstrategie ab. Wenn die freigelegten Daten äußerst sensibel sind, wird man eher eine private oder beschränkte App wählen. Auch wenn sie gewinnbringender ist, wird diese Art von App nicht einfach zu warten oder zu erweitern sein. Sie wird nicht die Unterstützung einer Community haben, wie das bei öffentlichen APIs der Fall wäre. Innovation, Kosten und Sicherheit sind also wichtige Faktoren, die bei einer Entscheidung berücksichtigt werden müssen.

Die Nutzung offener APIs fördert ein kundenfokussiertes Ökosystem und offene Innovation. Stand heute stehen mehr als 15.000 APIs (in den unterschiedlichsten Marksegmenten wie Finanzdienstleistungen, Regierungen, Mobile, Verkehr, Bildung, Wissenschaft usw.) bei Programmable Web zur Verfügung. Über Informationen, Beratung und nützliche Hinweise hinaus, funktioniert das Portal nicht nur als Verzeichnis für Unternehmen, die nach APIs suchen, sondern auch für Entwickler und Anbieter, die diese zur Verfügung stellen.

Das Open Bank Project ist ein Open-Source-Store für APIs und Apps für Banken, der es Finanzinstituten ermöglicht, ihre digitalen Angebote rasant und sicher zu erweitern, in dem sie sich im Ökosystem, bestehend aus Anwendungen und Diensten von Drittparteien, bedienen.

Ein sehr erfolgreicher Fall von Open Banking APIs ist der BBVA API Market. Mit einer Präsenz in mehr als 35 Ländern und durch die Nutzung offener und innovativer Strategien wie „mobile first“, „omni-channel“ und „digital“, bietet BBVA in seinem Portal eine große Bandbreite an Produkten.

Die wirtschaftlichen Möglichkeiten von APIs sind riesig. Dieses Universum auszukundschaften erfordert Erfahrung und die technischen Kapazitäten, solche Projekte anzugehen und Unternehmen dabei zu unterstützen, die Vorteile für sich zu nutzen.

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Finanzhäuser gleichen teils Technologiemuseen: Die digitale Transformation beginnt im Backend. Zu unserem neuesten Whitepaper:

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