MiFID II – jetzt nur keine Pause einlegen!
Im Hinblick auf den Zeitplan von MiFID II / MiFIR sowie die Einhaltung regulatorischer Anforderungen ist 2016 ein absolutes Schlüsseljahr. Warum Unternehmen jetzt nicht den Fuß vom Gas nehmen sollten, wenn es um das Thema Einhaltungsverfahren geht:
MiFID II / MiFIR ist der Riese, der seine Vorgänger in Sachen Komplexität und Umfang in den Schatten stellt; das Monsterteil der Regulatorik, dessen Tentakel nach wirklich jeder anderen großen Richtlinie oder Regulierung greifen: der „Market Abuse Directive“, der „Capital Requirements Regulation“ und der „European Markets Infrastructure Regulation“ – um nur ein paar zu nennen. Durch die vielen Überschneidungen tauchen auch Fragen über ungewollte Folgen auf, die noch immer diskutiert werden.
Nichtsdestotrotz hat das Jahr mit der gemeinsamen Erwartungshaltung begonnen, dass die Europäische Kommission in Kürze Rechtsvorschriften erlässt, die das Inkrafttreten von MiFID II / MiFIR verzögern; wie lange ist noch unklar, aber es ist bereits die Rede davon, dass ein zusätzliches Jahr vermutlich nicht genug sein wird.
Zu Beginn wurde auf die ersten Gerüchte einer möglichen Verzögerung mit der Annahme reagiert, dass diese Umstände Marktteilnehmer dazu ermutigen könnten, den Fuß vom Gas zu nehmen. Wir glauben allerdings, dass das nur sehr unwahrscheinlich der Fall sein wird, da diese Verzögerung nur das Ausmaß der Herausforderung, die vor dem gesamten Markt liegen, unterstreicht.
Es ist ungewiss, ob jegliche weitere Ankündigungen von Veränderungen der Bestimmungen selbst begleitet werden, aber das sollte zum jetzigen Zeitpunkt von geringer Relevanz sein. Was aber außer Frage steht: Unternehmen werden ihre IT-Strategien neu überdenken und in ihre technologische Infrastruktur investieren müssen, um die breite Palette an Anforderungen zu erfüllen. Unternehmen, die sich jetzt nicht mit diesen Punkten befassen, werden dies später unter viel weniger angenehmen Umständen tun müssen.
Big Data meistern
Eine entscheidende Komponente von MiFID II / MiFIR ist, dass der empirische Ansatz, dem in Bezug auf Definition und Aktualisierung von regulatorischen Schlüsselattributen (Standardmarktgröße, LIS Schwellenwerte, Definition von liquiden und illiquiden Märkten und so weiter…) gefolgt wird, in einem komplexen und in sich verflochtenen Datenkreislauf resultierte. Handelsplätze, regulierte Unternehmen, Marktteilnehmer, nationale und supranationale Regulierungsbehörden werden angehalten sein, eine enorme Zahl an komplexen und extrem großen Datensets zeitnah zu empfangen, zu verarbeiten, zu speichern – kurz gesagt zu verstehen.
MiFID II / MiFIR drängt den gesamten Markt in das Big Data Feld. Das Meistern von Big Data Regeln wird de-facto zu einer Anforderung, mit der sich zahlreiche Akteure – inklusive der Regulierungsbehörden – abmühen werden.
Der Druck steigt
Datenintensive regulatorische Anforderungen werden in den Funktionen des Front-, Middle- und Back-Office Einzug halten und ihre effektive Umsetzung wird die Straffung der Datenarchitektur-Strategie, der regulatorischen Anforderungen sowie der operativen Abläufe erforderlich machen.
Für diejenigen, deren Regulatorikprogramm keine solide Strategie zur Datenarchitektur beinhaltet, wird der Druck hinsichtlich technologischer Verbindlichkeiten steigen. Genauso wie sich die Kosten für finanzielle Schuld mit der Zeit anhäufen, tun es auch die Kosten für Technische Schuld – mit jedem weiteren suboptimalen Prozess wird sich das Szenario, dass Unternehmen keine solide Strategie zur Datenarchitektur haben, weiter fortziehen.
Regulierungsbehörden haben sich außerdem Sorgen darum gemacht, dass sich Unternehmen unter der schweren Last der Technologie Schulden dem Finanzmarkt als Ganzes stellen müssen und haben dies mittels BCBS 239 adressiert.
Im Januar dieses Jahres, ist BCBS 239 in Kraft getreten – das ist für Technische Schuld, was CRD IV für finanzielle Schuld ist und macht es zur regulatorischen Anforderung für global systemrelevante Banken (G-SIBs), über angemessene Methoden der IT und Datenarchitektur zu verfügen, um unter anderem Datentaxonomien, Datengenauigkeit, die Minimierung manueller Prozesse und – kurz gesagt – die übergreifende Genauigkeit, Konsistenz und Verlässlichkeit von Datenströmen zu gewährleisten. National systemrelevante Banken (D-SIBs) sind dann als nächstes an der Reihe.
Zusätzlich – und zur kurzen Einleitung zum folgenden Thema – zielt es auf die Geschäftsleitung als ultimativ Verantwortliche dafür, dass sämtliche regulatorische Anforderungen eingehalten werden.
Anforderungen von oben erfüllen und Lösungen finden
“Compliance von oben” ist ein weit verbreitetes Thema unter allen großen Zuständigkeitsbereichen und erregt vor allem in UK große Aufmerksamkeit, wo das sogenannte Senior Managers Regime im März 2016 in Kraft tritt. Dieses Streben nach Verantwortlichkeiten ist konzipiert, um zu gewährleisten, dass die Geschäftsleitung ¬– bis nach oben zum Vorstand – zum integralen Bestandteil der Compliance-Funktion wird.
Dafür bedarf es der Entwicklung einer Reihe an Instrumenten, um der Geschäftsleitung die Demonstration ihrer Einwilligung mit viel strengeren Anforderungen zu ermöglichen und sie außerdem mit den nötigen Einblicken zu versorgen, um zu gewährleisten, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen.
Um sie mit Echtzeit-Informationen zu versorgen, werden sogenannte „Regulatory Dashboards“ zu Schlüsselinstrumenten werden – von der effektiven Durchsetzung aktueller Regularien bis zum Status von Sanierungsprogrammen oder regulatorischen Einhaltungsinitiativen, sei es als Ganzes oder auf der Basis von spezifischen Regelungen.
Die Erfüllung gesetzlicher Auflagen wird damit nicht nur im Jahr 2016 eine der obersten Prioritäten haben, sondern auch im Jahr 2017 und darüber hinaus. Allein hinsichtlich der schieren Größe und Komplexität der Anforderungen, die Unternehmen erfüllen müssen, ist jetzt sicherlich die falsche Zeit, um eine Pause einzulegen!