Fidor Bank auf Expansionskurs: Community Banking zahlt sich aus

Eine Bank auf Social-Media-Wirkungsmechanismen aufzubauen war vor wenigen Jahren noch undenkbar, mittlerweile gibt es eine solche Bank – die Fidor Bank. Anfang 2013 interviewte ich Matthias Kröner, Vorstandssprecher der Fidor Bank und wollte herausfinden, was hinter diesem Konzept steckt und was es verspricht. Zieht man nun nach einem Jahr erneut Bilanz, wird deutlich, dass dieser Ansatz funktioniert und den Nerv der heutigen Zeit trifft: 265.000 registrierte Nutzer sprechen für sich. Und mit ihrem Erfolg wächst die Fidor Bank weiter. Ich wollte wissen, was sich bei der bekanntesten Web-2.0-Bank tut in Bezug auf Börsenbewertung, Expansionsgedanken, Bitcoin und was es mit seinem neuen Buch „Kümmer dich um dein Geld, sonst tun es Andere“ auf sich hat.

Matthias Kröner - Vorstandsprecher der Fidor Bank
Matthias Kröner – Vorstandsprecher der Fidor Bank
Quelle: Fidor

Janina Benz: Hallo Herr Kröner, wenn sie 2013 in einem Satz zusammenfassen müssten, wie würde er lauten?

Matthias Kröner: Ein unglaubliches Jahr in vielerlei Hinsicht.

Das Feedback vom Markt ist in jedweder Hinsicht positiv: Steigende Kundenzahlen beim Fidor Smart Giro  Konto, steigende Kundenzahlen beim Fidor Smart Corporate Konto, die Community wächst sehr erfreulich. Nahezu unglaublich: Einzelne Nutzer der Community bewerben sich bei der Bank für einen Job. Besonders erfreulich: die Fidor TecS hat eine gerade unglaubliche Nachfrage in ihrem ersten Jahr.

Last but not least: Wir haben auch in 2013 wieder eine Reihe von spannenden Awards gewonnen.

JB: Innerhalb von nur einem Jahr hat sich die Zahl Ihrer Nutzer verdoppelt. Inwieweit mussten Sie die Kapazitäten in Ihrem Team rund um das Community Management aufstocken?

MK: Ja, zum Jahresende hin wurde die Entwicklung beispielsweise in unserem Kundenservice zunehmend kritisch. Von rund 1.000 Kontoeröffnungen pro Monat schoss das hoch auf über 6.000 Kontoeröffnungen pro Monat. Dementsprechend arbeiten wir seit Ende des letzten Jahres an einer modifizierten und skalierbaren Struktur, die wir bis ins zweite Quartal umgesetzt haben wollen. Bis dahin haben wir das Kundenwachstum ein wenig gedrosselt, um nicht allzu sehr in der kurzfristigen Qualitätsbetrachtung abzurutschen.

JB: War Ihnen von Anfang an klar, dass die Community das Herzstück und somit auch das Alleinstellungsmerkmal von Fidor bilden wird?

MK: Ehrlich gesagt: Mal mehr, mal weniger. Wenn man es aber einmal konsequent durchdenkt, ist es klar, dass die Community natürlich eine sehr zentrale Rolle in unserer kundenzentrierten Ausrichtung spielt.

Das wirklich Disruptive der Fidor Bank ist die Schaffung einer neuartigen Beziehung zwischen Kunde und Bank, sowie zwischen Kunde und Kunde. In Zeiten, in denen Banken durch die Finanzkrise berechtigt kritisiert werden und darüber hinaus die Betreuung und Beratung der Mehrheit der Kunden an den Automaten im Eingangsbereich der Filiale abgeben, ist die eingangs genannte „Beziehungsgestaltung“ das eigentliche Thema.

Die rein technischen Komponenten unseres Angebots sind dabei wesentliche Treiber einer guten Beziehung. Der Kern ist jedoch die zentrale Position des Kunden und nicht beispielsweise die zentrale Position einer Transaktion.

JB: In Ihrem Jahresrückblick auf YouTube reden Sie über die Expansionsstrategie und erklären, dass das „Fidor-Community-Rezept“ ebenfalls in den zukünftigen Märkten UK und Russland aufgebaut werden soll. Was bedeutet das in Bezug auf die Transaktionen — Stichwort Global Money Transfer?

MK: Gute Frage. Natürlich werden wir daran arbeiten, dass diese einzelnen „Fidor-Zellen“ – um es mal zu nennen – eine sehr effiziente Verbindung in Sachen Geldtransaktionen haben werden. Dies eröffnet vollkommen neue Möglichkeiten für unsere Kunden. Und: die genannten Märkte werden sicherlich nicht die letzten bleiben. Konkreter möchte ich da aber an dieser Stelle noch nicht werden.

Osteuropa fortschrittlicher in der Umsetzung von Online und Mobile Banking Technologien als Deutschland
Osteuropa fortschrittlicher in der Umsetzung von Online und Mobile Banking Technologien als Deutschland

JB: In Ihrem Rückblick verweisen Sie auch darauf, dass Osteuropa Deutschland deutlich voraus ist bezüglich Online und Mobile Banking. Woher kommt dieser Vorsprung?

MK: Das hat sehr wahrscheinlich mehrere Gründe. Ein Land wir Russland ist ein unglaubliches Flächenland. Die Versorgung der Menschen außerhalb der Metropolen wie Moskau oder St. Petersburg geht für die Banken schnell ins Geld. Da auch in Russland eine hohe Mobil-Penetration in den letzten Jahren erreicht wurde, ist es für die Vor-Ort-Player naheliegend in diese Technologie schneller und konsequenter zu investieren.

JB: Mittlerweile steht die Fidor Aktie ungefähr bei 8,50 Euro – doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor. Woher kam dieser Aufschwung?

MK: Offensichtlich gab es mehr Käufer als Verkäufer ;-))

Im Ernst: Unter den Marktexperten gibt es die eine oder andere Vermutung, warum es ausgerechnet jetzt zu dieser Kursentwicklung kam. Letztlich kann ich das aus formalen Gründen nicht kommentieren und möchte mich auch gar nicht an Spekulationen beteiligen.

Als Fidor Bank Vorstand und Aktionäre freuen wir uns natürlich über diese Entwicklung, denn der Wert des Unternehmens hat damit erstmals ein Börsenjahr mit einer Bewertung von rund 50 Mio. Euro beendet.

Dabei darf nicht vergessen werden, dass es sich bei der Fidor Bank um ein unternehmer-geführtes Bankhaus handelt und nicht um eine Konzern-Tochter oder ähnliches.

Nur mal nebenbei: Hätten wir mehr Unternehmer-geführte Banken, wäre die Finanzkrise vielleicht auch nicht so groß ausgefallen. Unser Risiko als Vorstand und Aktionär ist deutlich mehr als nur der Verlust eines Bonus, wie es bei angestellten Managern einer Großbank der Fall ist, wenn die Finanzwette nicht aufgegangen ist.

JB: Wenn wir bei Geldwert sind: Wie schätzen Sie die aktuelle Diskussion rund um Bitcoin ein? Hat die digitale Währung Potenzial für die Geschäftswelt?

MK: Wir haben schon lange ein Auge auf komplementäre und virtuelle Währungssysteme geworfen. Dieses Gebiet ist enorm spannend. Konsequenterweise kann das Fidor Smart Giro Konto auch virtuelle Währungen handhaben. Und: Die Kooperationen im Bitcoin Umfeld sind dementsprechend ebenfalls ein konsequenter Schritt und sicherlich nicht der letzte Schritt in diesem Segment.

Das Internet bietet hier eine enorme Entwicklung, die unserer Meinung nach unbedingt von einem regulierten Partner wie es die Fidor Bank ist, begleitet werden muss. Denn die Sicherheit der Kunden muss durch die Zuverlässigkeit der jeweiligen Plattformen gewährleistet sein. Ansonsten wird dies die Akzeptanz der jeweiligen Systeme nachhaltig beschädigen.

Die Entwicklung von komplementären Währungssystemen ist letztlich immer eine Art „work around“ um ein bestehendes Währungssystem. Die Motive hierfür können entweder die hohen Kosten eines Transfers sein bzw. ein „distrust“ in die Werthaltigkeit der offiziellen Währung. Wenn man das mal aus dieser Warte betrachtet, erkennt man eine Reihe von sehr plausiblen Motiven für die Akzeptanz des Bitcoin.

Besonders viel Spaß hatten wir bei der Entwicklung des weltersten Options-Angebots auf Bitcoin. Im Rahmen unserer Brokerbattle bieten wir die Möglichkeit, auf die Kursentwicklung des Bitcoin zu setzen. Dabei kann man das Risiko vollständig selbst gestalten: Betrag, Laufzeit und Entwicklungs-Richtung definiert der Nutzer. https://brokertain.fidor.de/de

Lesetipp: "Kümmere dich um dein Geld sonst tun es andere" von Matthias Kröner
Lesetipp: “Kümmere dich um dein Geld sonst tun es andere” von Matthias Kröner

MK: Das Buch soll ein Weckruf sein. Die Mehrheit der Menschen kümmert sich deutlich zu wenig um die eigenen Finanzbelange und ist dann überrascht, wenn sich das Thema Geld nicht so entwickelt wie man sich das vorgestellt hat. Das Buch ist auch ein Weckruf, die Dinge dementsprechend selbst in die Hand zu nehmen und nicht blind einem sogenannten Bankberater alles zu glauben und anzuvertrauen. Die Krisen der letzten Jahre (es war nicht nur eine Krise) zeigen, dass das Thema Geld ein Thema für uns alle sein muss. In unserem Buch führen wir darüber hinaus aus, mit welchen digitalen Methoden und Plattformen die Beschäftigung mit Geld auch Spaß machen kann.

Die Branche hat an diesem Buch mitgearbeitet. Wir haben rund 200 Experten aus der Finanzwelt mit in unseren Augen interessanten Fragestellungen penetriert und da recht interessante Antworten erhalten, die uns allen weiterhelfen. So erfährt man beispielsweise, was die größten Erfolge bzw. auch Misserfolge von Bankvorständen oder Uni-Professoren und Journalisten im Umgang mit Geld waren.

Natürlich freuen wir uns über das Interesse zum Buch. Wer ein bisschen mehr dazu wissen möchte, kann sich das natürlich auch mal gerne auf Amazon anschauen.

JB: Vielen Dank für Ihre Zeit und die Antworten.

MK: Ich habe zu danken….

 

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