Karriere im Ausland: Ein Erfahrungsbericht aus New York

Seit drei Jahren lebt Joan Torras, Executive Delivery Manager bei GFT US, nun schon im “Big Apple”. Er hat Barcelona gegen New York eingetauscht und ist somit einer von vielen GFT-Managern, die ihren ursprünglichen Arbeitsplatz verlassen haben, um die internationalen Geschäfte der Gruppe auszubauen.

Janina Benz: Mit der ganzen Familie in ein fremdes Land ziehen, das ist ein großer Schritt. Wie kam es dazu?

Joan Torres lebt und arbeitet seit drei Jahren im Big Apple
Joan Torres lebt und arbeitet seit drei Jahren im Big Apple

Joan Torras: Zu der Zeit war ich bei GFT in Barcelona als Delivery Manager tätig und betreute Projekte für eine große deutsche Bank in Großbritannien und in den USA. Plötzlich suchten sie intern nach jemandem für New York als Executive Delivery Manager. Voraussetzungen war langjährige Erfahrung im Delivery Management sowie ein gutes Netzwerk innerhalb von GFT, besonders zu spanischen und brasilianischen Kollegen. Ich brachte all diese Punkte mit und somit wurde mir der Job angeboten.

Mir kam das Angebot sehr gelegen, war ich zu diesem Zeitpunkt gerade selbst auf der Suche nach einer beruflichen Veränderung. Ich traute mir die übertragenen Verantwortung und die neuen Aufgaben zu, aber persönlich und familiär stellte es mich vor eine Herausforderung.

JB: Welche positiven und negativen Aspekte beeinflussten letztendlich die Entscheidung?

JT: An der Stelle gefiel mir, dass ich wieder Teil von etwas Kleinem werden würde, das im Wachstum ist. Die eigene Verantwortung ist viel direkter zu spüren und der eigene Beitrag tritt viel deutlicher hervor. Negatives gab es wenig. Selbst die Ungewissheit, ob alles gut gehen würde, war Teil der positiven Erfahrung. Dadurch bekam die Herausforderung erst einen Sinn.

JB: Wie hat sich die Familie auf den Umzug nach New York vorbereitet?

JT: Ein Jahr vor dem Umzug flog ich mit der ganzen Familie rüber. Wir wollten entscheiden, in welcher Gegend wir leben wollten. Ein Kollege hatte vor einigen Jahren denselben Schritt gemacht. Seine Erfahrungswerte haben uns sehr geholfen. Im Großen und Ganzen habe ich es genauso gemacht: Was bei ihm funktioniert hat, sollte doch auch bei mir klappen. Mit dieser Einstellung flogen meine Frau und ich, vier Wochen vor Umzug, nach New York, um eine Wohnung zu suchen. Innerhalb von fünf Tagen pickten wir uns in der bevorzugten Gegend die Rosinen heraus. Ich erinnere mich an diese Woche, sie war voller Ungewissheit und Stress. Nachdem wir uns für eine Wohnung entschieden hatten, war alles gleich viel entspannter. Einen Monat später reiste die ganze Familie an. Wir kamen zwei Tage vor dem Hurrikan Irene an, der anschließend die Stadt verwüstete. Es war wirklich “interessant”, die Wohnung in zwei Tagen mit einem absoluten Minimum einzurichten, denn das Hotel, in dem wir abgestiegen waren, musste evakuiert werden.

JB: Hast du deine Entscheidung schon einmal bereut?

JT: Nein. Nicht alles ist positiv, aber manche “Returns on Investment” kommen sicherlich noch zu einem späteren Zeitpunkt. Natürlich gab es schwierige, komplizierte Situationen, aber es war nichts, was wir nicht erwartet hätten. Ich wollte eine Herausforderung, und da war sie. Ich kann mich schließlich nicht darüber beschweren, dass ich das vorgefunden habe, was ich gesucht habe.

JB: Was gefällt dir am besten an New York und was weniger?

JT: Mir gefällt die Art der Leute: Sie sind unkompliziert und direkt, furchtlos und ohne Vorurteile… Ich mag ihre Selbstachtung und ihr Selbstvertrauen. Weniger gut finde ich dagegen die Oberflächlichkeit in den persönlichen Beziehungen. Auf den ersten Blick pflegen sie hervorragende soziale Beziehungen, aber sobald man etwas in die Tiefe geht, werden sie zu Individualisten.

FB: Was fehlt dir am meisten, wenn Du an Deine Arbeit in Barcelona zurückdenkst?

JT: Na ja, mir fehlt die Zusammenarbeit mit den Kollegen und die Möglichkeit der geselligen Runden bei GFT. In den ersten beiden Jahren war mein Arbeitsalltag hier sehr einsam. Kontakt mit den Teams hatte ich nur telefonisch und auf Dienstreisen. Das ist etwas völlig anderes als die Arbeit in Barcelona. Es ist schon eine Hilfe, einen Freundeskreis und Teams zu haben, mit denen man über seine Probleme oder Bedenken bei der Arbeit sprechen kann. Hier macht man das alles mit sich selber aus. Dadurch wird man sicherlich eigenständiger und mehr zur Führungskraft, aber der Gedanke, dass ich Fähigkeiten im persönlichen Umgang mit den Leuten aus den Teams eingebüßt habe, würde mir nicht gefallen. Und dann sind da noch die Familie und die gewohnte Umgebung, die mir am meisten fehlen: An einem bekannten Ort zu sein, gibt einem ein beruhigendes Gefühl von Sicherheit, das ich in New York nicht habe.

FB: Was würdest du deinen Kollegen von GFT mit auf den Weg geben, wenn jemand mit dem Gedanken spielt in ein anderes Land auszuwandern?

JT: Nun, das sollte man sich gut überlegen und sich über die Beweggründe im Klaren sein. Viel Begeisterung sollte man mitbringen. Man muss sich die Risiken vor Augen führen und sich nach bestem Wissen und Gewissen darauf einlassen. Wenn mehrere Personen von dem Umzug betroffen sind, muss jeder Einzelne bei diesen Überlegungen berücksichtigt werden. Man sollte auf sein Herz, aber auch auf den Verstand hören. Und sobald man sich entschlossen hat, sollte man auch bei der Entscheidung bleiben, denn ein Rückzieher kann keine gangbare Lösung sein.

 

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