Google-Bank – zukünftiger Global Player im Financial-Services-Bereich?
Google gründet eine eigene Bank. Klingt komisch, ist aber gar nicht mal so unrealistisch. Das zeigt ein Szenario, das in der vergangenen Woche das Handelsblatt aufgestellt hat. Der Konzern besitzt bereits seit einiger Zeit eine europäische Banklizenz. Über die konkreten Absichten schweigt das Unternehmen bislang. Finanzexperten sind sich aber über die Mittel der Internetkonzerne wie Google, Apple und Microsoft bewusst. Sie haben das Know-how, die Technologie, das notwendige Kapital und eine Unmenge an Kundendaten. Klingt nach einer guten Ausgangsposition, um eine Bank zu gründen.
„Diese Unternehmen wissen aufgrund ihrer riesigen Datenbasis viel mehr über die Bedürfnisse ihrer Kunden, als Banken es jemals erfahren werden, und können dadurch Dienstleistungen sehr gezielt anbieten“, sagte Jürgen Fitschen, Co-Chef der Deutschen Bank der Börsen-Zeitung.
Den ersten Schritt in die Finanzwelt hat der Internetriese 2011 mit Google Wallet gewagt. Momentan ist es zwar nur in den USA möglich, damit im Handel zu bezahlen. Dennoch hat sich der Konzern einen Ruf gemacht im Mobile-Payment-Sektor.
Handel zwischen Verunsicherung und Einzellösung
Das Beispiel Google zeigt, dass sich das Ökosystem Mobile Payment in einem stetigen Wandel, wenn nicht sogar noch im Aufbaustadium befindet. Viele neue Anbieter drängen mit mobilen Bezahllösungen auf den Markt. Was fehlt sind Standardlösungen; Technologien die anbieterübergreifend eingesetzt werden. Entsprechend sind die Händler verunsichert und aus Angst, die falsche Wahl zu treffen, zögern viele und machen gar nichts. Andere tüfteln wiederum an Einzellösungen. Langfristig verkompliziert die Vielzahl der Lösungen aber die Situation und verwirrt den Kunden.

Kooperationen bieten Potential für neue Marktführerschaft im Ökosystem Mobile Payment
Letztendlich geht es darum, dass der Kunde überzeugt wird. Er will eine Lösung, die für ihn überall einsetzbar, genauso unkompliziert wie Bargeld- oder Kartenzahlung ist und ihm einen Mehrwert an Zahlungskomfort und -sicherheit liefert. Nur dann ist er bereit auch eventuelle Mehrkosten in Kauf zu nehmen.
Was heißt das nun für die traditionelle Finanzwelt in Deutschland? Sollten Konzerne wie Google, Apple oder Microsoft tatsächlich den Schritt in die Finanzbranche wagen, könnten die traditionelle Spieler den Anschluss verlieren und aus dem Ökosystem Mobile Payment verdrängt werden. Deswegen ist für sie jetzt der richtige Zeitpunkt, geeignete Partner zu finden und enge Kooperationen einzugehen. Entwicklungskosten würden sich massiv reduzieren. Die Verbreitung und Akzeptanz am Massenmarkt wären möglich. Im Sinne der Kunden würden sie die Brücke schlagen zwischen der traditionellen Zahlungswelt und den Möglichkeiten im Mobile Business. Dagegen müsste sich Google erst einmal behaupten.